25.08.2008
SuperDukeBattle - Jens bei der Speedweek
Daß es für uns beim 5. Lauf der KTM Superdukebattle in der Motorsportarena Oschersleben nicht leicht werden würde, war uns klar... daß es allerdings so schwer werden würde, hatten wir nicht erwartet. Und die spielbestimmenden Umstände für diese Schlacht, waren diesmal auch nicht ausschließlich auf dem "Spielfeld" zu suchen.Sicher, Oschersleben ist für nahezu alle Beteiligten eine Art Heimspiel, weil hier fast jeder schon seine meisten Rennrunden gedreht hat. Dann kommt hinzu, daß O'leben auch noch Harald Kitsch' absolute Lieblingsstrecke ist, auf der der aktuelle Tabellenführer der Battle schon millionen und abermillionen Runden gedreht hat. Und da ihm das anscheinend ja noch nicht reicht, startet er an diesem Wochenende nicht nur in der Battle, sondern nimmt auch noch mit einer BMW am 8-Stunden Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft teil. Also während wir orangenen Krieger lediglich 3 Trainingssitzungen zur Verfügung haben, um eine einigermaßen zügige Linie um den winkligen Kurs hier in der Magdeburger Börde zu finden, kommt der Harald nur zum Essen und Trinken zurück ins Fahrerlager... ein winzig kleiner Trainingsvorteil ist ihm daher wohl nicht abzusprechen?!
Aber genug rumgeheult, kommen wir zu unserer eigenen Performance, und die ist unter den gegebenen Umständen gar keine schlechte! Im freien Training am Donnerstag morgen schaffe ich es immerhin schonmal, die von unserem Fürther KTM Händler Road Star unterstützte triplespeed-Superduke direkt hinter Kitsch auf den zweiten Platz zu manövrieren.
Zwei Stunden später geht es ins erste Zeittraining und auch hier schaffe ich es erneut, die zweite Position zu halten - Harald allerdings ist knapp eine Sekunde schneller, was uns aber noch relativ ruhig läßt, denn für das zweite Zeittraining haben wir noch ein oder zwei Ideen, welche den Rückstand verringern sollen. Leider kommt es nicht mehr dazu, daß wir diese Ideen im zweiten Zeittraining am Donnerstag abend ausprobieren können, denn zu diesem Zeitpunkt sitzen mein Chefmechaniker und treuer Freund Obi und ich bereits in unserem Transporter und sind auf dem Weg in die Heimat... Grund sind die bereits erwähnten Umstände, deren Ursprung sich nicht auf der Strecke oder im Fahrerlager finden lassen, sondern die das Leben hervorruft.
Während Obi und ich, sämtliche Blitzer ignorierend, die Autobahn hinunterfliegen, liegt meine Frau Christina bereits im Krankenhaus und wird operiert. Obi hat das Ziel, mich noch vor der Narkose zu Ihr zu bringen; ein zu kleiner Sprittank und Autofahrer, die meinen daß ab 140 km/h nur noch Warp-Geschwindigkeit kommen kann verhindern zwar sein Vorhaben, sorgen aber dafür, daß er die Distanz von 500 Kilometern in weniger als 4 Stunden zurücklegt (inkl. Tankstopp) - sobald VW-Bus-Autobahnrennen offiziell ausgeschrieben werden, werde ich Obi anmelden... er ist dann ein klarer Titelfavorit!
Danke Obi.
Ich verbringe die Nacht im Krankenhaus und bin damit an dem einzigen Ort in diesem kleinen Universum, an dem ich zu diesem Zeitpunkt sein möchte - bei meiner Frau.
Obi holt mich am nächsten Morgen wieder ab, wir "Autobahnsurfen" die 500 Kilometer wieder zurück in die Motorsportarena und sind pünktlich zum ersten Rennen der Superdukebattle zurück im Fahrerlager. Im zweiten Zeittraining am Vorabend schaffte es der amtierende Meister Thomas Hoemke noch, mich von meinem zweiten Startplatz zu verdrängen. Amtierender Meister Hoemke? Ja genau, der Thomas hat sich entschieden, hier wie schon beim Auftaktrennen der 2008er Battle einen Gaststart hinzulegen, um mal zu schauen "was wir in der Zwischenzeit so gelernt haben"... und er wird sehen, daß wir alle in der Zwischenzeit eifrige Schüler der Geschwindigkeitslehre waren!
Bestes Beispiel für die Lernbereitschaft in der Battle ist der vierte Mann in der ersten Startreihe - unser Freund AndyG (Glänzel) hat es doch tatsächlich geschafft, seine bisher von technischen Defekten so sehr geplagte Superduke R auf einen unglaublichen vierten Startplatz zu stellen - Respekt und Glückwunsch! Obwohl der derzeit Dritte der Meisterschaft René Stöckmüller hier nicht am Start ist (gute Besserung Stöcki!), verweist AndyG damit immerhin Leute wie den Gaststarter und ehemaligen IDM-Piloten René Knöfler oder die Battle-Speedfreaks Dehling, Obermeier und Ladiges auf die Plätze 5 bis 8. Und alles in allem ist das Feld hier ohnehin äußerst "eng sortiert"!

Hoemke, Hebisch, AndyG
Rennen Nummer 1 am Freitag abend:
Mein Start ist "ok", aber mehr auch nicht, und das ist eher ungewöhnlich für mich... aber was soll's, ich gehe als Dritter in die erste Kurve und hänge damit direkt an meinem ärgsten Kontrahenten Harald Kitsch. Der Meister Hoemke hatte einen Top-Start und zeigt damit gleich mal auf, warum er 2007 immer die größten Pötte mit nach Hause nehmen durfte. Gegengerade: Kitsch greift den Meister aus dem Windschatten an und geht dank der Mehrleistung seiner '08er Superduke mit Leichtigkeit an ihm vorbei. Ich tue mich da wesentlich schwerer und kann Hoemke zunächst nur folgen. Kitsch preßt alles aus dem österreichischen Vzwei-Hammer und kann sich sofort von uns zweien absetzen. Bereits nach zwei Runden ist der Windschatten abgerissen und wir müssen zusehen, wie der Herr Kitsch am Horizont verschwindet. Hoemke beißt auch, was die Plomben und Zahnfüllungen hergeben und kann sich tatsächlich absetzen - wahrscheinlich sind es doch die paar Kilometer Autobahn und der nicht besonders überdimensionierte Schlaf, die mir hier das letzte bißchen Lockerheit vermiesen... ich muß richtig arbeiten, um an Hoemke wieder heranzukommen?! Überholen muß ich ihn eigentlich nicht, da er als Gaststarter keine Punkte kriegt, aber wenn ich hier heute schon nicht gewinnen kann, will ich doch wenigstens für das triplespeed die Ehre retten und den Meister schlagen.

Auf der Verfolgung
Vorletzte Runde und ich gehe auf der Start/Ziel-Geraden aus dem Windschatten heraus an Hoemke vorbei. In den letzten zwei Runden lasse ich dann schließlich auch nichts mehr anbrennen und ziehe nochmal ordentlich am Kabel. Hoemke kann nicht mehr kontern und ich bringe zumindest Platz 2 nach Hause. Auf den Plätzen vier und fünf folgen René Knöfler und AndyG mit seinem bisher besten Saisonergebnis.
Rennen Nummer 2, Samstag früh:
Ich habe Zeit etwas Schlaf nachzuholen, doch wahrscheinlich würde selbst eine Familienpackung Valium nicht helfen, zuviele Gedanken schwirren in diesen Tagen durch meinen Kopf; sie alle "mundtot" zu machen und zum Schlafen zu zwingen ist einfach unmöglich und so kann ich auch für Lauf zwei nicht auf mein komplettes Potenzial zurückgreifen - die Entspanntheit der letzten Rennen fehlt, doch weiß ich auch, daß sie in ein paar Tagen wieder zurück sein wird. Die Ampel geht aus und diesmal klappt es wenigstens mit dem Start wieder richtig gut; ich bin vorn. Ende Start/Ziel ist Harald auf der Bremse neben mir und ich lasse ihm bewußt den Vortritt. Mein Plan ist es, ihm zu folgen, und dann irgendwo zuzuschlagen. Ich hänge in Haralds Windschatten und beiße in meine Gabelbrücke, dennoch gewinnt er Meter um Meter. Das erste mal auf die lange Gerade und ich habe schon gut 10 Meter Rückstand. Ich hänge zwar immernoch im Windschatten, kann aber keinen Zentimeter herankommen, im Gegenteil, Harald zieht mit der Urgewalt seiner '08er Superduke weiter davon - imaginäre Fragezeichen poppen über meinem Helm auf?!!
Nach der dritten Runde ist es dann endgültig mit der Verfolgungsjagd vorbei - Harald hat gut 200 Meter Vorsprung und ich kann nicht mehr folgen. Ich beschließe, den zweiten Platz sicher nach Hause zu fahren, werde aber 4 Runden vor Schluß erneut von Hoemke angegriffen, welcher sich in meinem Genick wieder herangearbeitet hat. Hoemke geht an mir vorbei. Ich bleibe an ihm dran und schone Material und Kräfte. Letzte Runde: ich habe mir die letzten drei Umläufe Hoemkes Schwächen angeschaut und nun wird es Zeit für die finale Attacke. Ich lasse etwas Abstand zu Hoemke, peile die Ausfahrt auf die Gegengerade genau an und komme dann mit mächtig Schwung aus der Ecke. Sein Windschatten saugt mich geradezu an und mitte der Geraden setze ich an um auszuscheren, doch dann geht Hoemke auf die Kampflinie... eine Sekunde später wäre sein Schachzug aufgegangen, aber so gibt er mir die Ideallinie komplett frei und ich steche innen durch. Auf der Bremse schlage ich ihm die Tür zu. Durch das Shell-S muß ich zwar mit driftender Superduke und schlingernden Heck doch noch mal etwas "improvisieren", kann die Linie aber halten und gehe schließlich zwei Kurven später erneut als Zweiter über die Ziellinie. Knöfi und AndyG folgen erneut auf den Plätzen 4 und 5.

Mehr ging heute nicht
Wahre Freude über die zwei zweiten Plätze will sich aber dennoch nicht einstellen, zu überlegen war der Auftritt von Kitsch, der aber sicherlich auch die besten Voraussetzungen für diese beiden Siege hatte. Eine starke, sehr starke Superduke. Viel Training. Und vielleicht einen freien Kopf? Jedenfalls hat er seine Möglichkeiten hier bestens genutzt und verdient gewonnen. Wir schaffen mit den zwei Plätzen direkt hinter ihm, hier wahrscheinlich das Beste, was wir unter den gegebenen Umständen erreichen konnten. Wir haben einen guten Job gemacht. Bis zum nächsten mal wird der Kopf dann sicher auch wieder frei sein und die Gelassenheit wird zurückkehren, zumal meine bezaubernde Ehefrau Christina schon wieder in bester Honigkuchenpferd-Manier durch die Gegend grinst und ohne Ende Sonnenschein verbreitet!
Nach Siegen steht es nun 5:3 für Kitsch und in der Gesamtwertung hat er seinen Vorsprung jetzt auf 29 Zähler ausgebaut. Das macht die "MISSION IMPOSSIBLE" für uns nun sicherlich nicht leichter, aber noch sind 6 Rennen zu fahren, und beim Schreiben dieser Zeilen kehrt das Grinsen zurück in mein Gesicht und auf meinen Pupillen beginnt sich bereits wieder ein Fadenkreuz abzubilden...
denn die Jagdsaison ist noch nicht beendet!

Team triplespeed
Beste Grüße
Jens Hebisch #44
Die Bilder stammen diesmal von unserem Speedweek-Gast und Bekleber-Gott Jochen, alias Orangebull (www.orangebull.de) - vielen Dank dafür!
******* 23./24.8. HEIMSPIEL in Schleiz *******
Ja genau, es ist soweit, die Battle kommt in "unser Wohnzimmer" und Ihr alle da draußen seid ganz herzlich eingeladen dabei zu sein. Schleiz sollte eigentlich für jeden Rennsportbegeisterten ein feststehender Begriff mit "Aaaahh-Effekt" sein, für alle NEUEN sei aber kurz erklärt: Schleiz ist einer der ältesten, traditionsreichsten, schönsten und spektakulärsten Straßenkurse, die es in unserem Land überhaupt noch gibt (im "wahren Leben" Bundes- und Landstraße).
Und das Beste: Schleiz ist gleich um die Ecke (bei Hof) und damit auch örtlich unser Heimspiel. Daß mir die Strecke zudem auch noch seeehr gefällt, ist aus den vorangegangenen Zeilen wahrscheinlich nicht schwer zu erkennen, oder?!!
Also seid dabei, nutzt die Gelegenheit und erlebt zusammen mit dem triplespeed die "Faszination Superdukebattle" auf dem passendsten aller Schlachtfelder - auf dem Schleizer Dreieck!
Hier schonmal der Zeitplan für Schleiz: >> Zeitplan Schleiz << (PDF, 94 kB)
Und wen es interessiert - hier noch das Wichtigste der Speedweek in Kürze:
Das Team von KAWASAKI France hat etwas überraschend das 8 Stunden WM-Rennen gewonnen. Die hochfavorisierten Mannen des SUZUKI Endurance Werksteams kamen bei der Langstreckenschlacht in der Magdeburger Börde "nur" auf Platz 3, nachdem die weiß-blaue Über-Gixxer zur Mitte des Rennens zu Boden ging und die Werksmannschaft nach der Reparaturpause eine großartige Aufholjagd startete. Den zweiten Platz auf dem Podest konnte sich die Mannschaft von YAMAHA Austria auf Ihrer R1 sichern.
Die BMW-Werksmannschaft lieferte wieder einmal eine großartige Show ab und konnte ihre leistungsmäßig klar unterlegenen, aber top-vorbereiteten BMW-Boxer Maschinen vom Typ HP2Sport auf die beachtlichen Plätze 12 und 13 manövrieren.
Aber auch KTM war beim 8-Stunden-Sprint vertreten und schlug sich äußerst tapfer. Die Jungs um Konrad Schittko schafften es, beide RC8'en nicht nur über die Distanz zu bringen, sondern mit den Plätzen 20 und 22 zeigten sie auch, daß in der orangenen Boden-Boden-Rakete aus Mattighofen noch jede Menge Potenzial steckt - schließlich darf man nicht vergessen, daß dieses Motorrad erst seit wenigen Monaten auf dem Markt ist, und die eingesetzten Maschinen lediglich gut vorbereitete und "minimalst aufgepimpte" Serienmaschinen waren - mit etwas mehr Entwicklungszeit und Feinarbeit dürfte von dem Vzwei-Hammer aus der Alpenregion sicherlich noch so einiges zu erwarten sein.
Mehr Infos, Ergebnisse und Bilder gibt es auch auf der offiziellen KTM-Seite unter www.ktmsuperdukebattle.de
Viel Spaß!