09.09.2008
SuperDukeBattle - Jens am Nürburgring

SDB auf dem Nürburgring
Hätte mich nach den zwei Rennen auf dem Schleizer Dreieck jemand gefragt, wie man diese beiden großen Schlachten noch toppen könnte, ich hätte ihn mit großen Augen angeschaut und ihn kopfschüttelnd gefragt: "Packst Du's noch? Hast Du die Rennen gerade nicht gesehen? Was stellst Du Dir vor, daß wir zukünftig mit Morgensternen und Samuraischwertern in die Startaufstellung rollen...???"
Nach den Rennen auf dem Nürburgring sehe ich das anders. Würde er mich jetzt fragen, ich hätte eine Antwort auf seine Frage: "Laß das Thermometer auf gefühlte 10 Grad fallen, schick ein paar ordentliche Windböen rüber und dann... laß es regnen!"
Willkommen zum vorletzten Lauf der KTM SuperDukeBattle auf dem Nürburgring!!!
Morgens 8 Uhr in der Eifel. Knapp zweistellige Temperaturen. Grauer Himmel. Nieselregen. Damit es nicht langweilig wird, das ganze Programm an einem Tag (Trainings und Rennen). Ja, Rennenfahren ist unter solchen Bedingungen ein Garant für glückliche und zufriedene Gesichter... nämlich bei den Leuten, die die Ersatzteile für die allerlei kaltverformten Mopeten verkaufen. Aber mal ehrlich, keiner von uns muß das ja tun. Wir könnten ja zur gleichen Zeit auch daheim im wohlbeheizten Wohnzimmer sitzen und uns vom Sofa aus die Superbike-WM auf Eurosport reinziehen... und trotzdem sind wir alle hierher gekommen; 30 aufrechte Krieger, die angetreten sind um Wind und Wetter zu trotzen, und um sich gegenseitig nach allen Regeln der Kampfeskunst um die Ohren zu fahren. Ich jedenfalls bin sehr glücklich hier sein zu dürfen!
Eigentlich lautete der Plan: "Kräfte einteilen und zusehen so schnell wie möglich einen guten Startplatz zu sichern, damit wir für die Rennen am Nachmittag noch genügend Reserven haben, um den Kampf um die Meisterschaft angemessen fortführen zu können" aber... es war völlig unnötig einen Plan zu schmieden! Das übernahm nämlich bereits die Wetterfee (obwohl ich mir diese, anstatt als leicht laszive Fee, seit dem vergangenen Wochenende doch eher als verbitterte alte Hexe vorstelle...!).
Ausgiebige Trainings - Fehlanzeige! Immer wieder kommt es zu Abbrüchen, da zum einen das Wetter immer wieder dazwischen funkt, und zum anderen, diverse Teilnehmer nicht so recht mit den Bedingungen umzugehen wissen. Wobei man die armen Teufel, die ihre zum Teil auf Handtaschenformat zusammengestauchten Maschinen vorzeitig in ihre Transporter verladen "dürfen", in Schutz nehmen muß - das sind heute schon "deutlich erschwerte Bedingungen".
Diese "Bedingungen" darf ich im ersten Zeittraining dann auch gleich mal am eigenen Leibe spüren - Gaststarter, Ex-IDM-Pilot, "FastBike"-Schreiberling und Continental-Testfahrer, Dirk Schnieders in Personalunion, und ich sind gerade auf einer flotten Runde unterwegs. Nieselregen verteilt sich seit geraumer Zeit auf meinem Visier, doch noch halten die Continental Rennpellen. "Das könnte eine gute Runde werden" geht es mir durch den Kopf, während ich direkt in Schnieders Windschatten aus der DUNLOP-Kehre den Berg hinauf donnere. Dann, Anbremsen der Linkskurve. Schnieders kommt ins Rutschen. "Hoppla" denke ich mir, und als ich beim "a" von Hoppla angekommen bin, verabschiedet sich auch an meiner Superduke der Grip. Wir beide trudeln und schlingern ins Off. Mit viel Glück kann ich die Contis überzeugen, mir noch einmal genug Grip zu geben, um das Ding zurück auf die Piste zu holen. Schnieders hat auch "Dusel", muß zwar mit seiner Gaststartermaschine einen Ausflug neben die Piste in Kauf nehmen, bleibt aber sitzen und wir rollen zurück in die Box. Danke, das war's erstmal - unter den Bedingungen ist mit Trockenreifen an keine schnellen Runden mehr zu denken. Und Regenreifen? Dafür ist es noch viel zu trocken. Ein Teufelskreis also, der nur eine Lösung zuläßt... "Laß uns Kaffeetrinken gehen!". Obi macht die triplespeed-Superduke noch eben fit für den nächsten Trainingsturn und wir trotten los zum KTM Zelt, um das wieder einmal großartigen Catering der Battle zu genießen - an Tagen wie diesen weiß man den Einsatz von Sabine, Udo und der gesamten KTM-Crew noch mehr zu schätzen - eine gute Gelegenheit, mal wieder DANKE zu sagen - IHR SEID SUPER!!!
Das zweite Zeittraining bringt "endlich" Regen, sodaß wir nun auch bedenkenlos mit den Regenklebern aus dem Hause CONTI losziehen können - ich habe das ja schon öfters erwähnt, aber man kann es gar nicht oft genug sagen: "Diese Teile sind pervers und spotten der göttlichen Schöpfung >Regen<, sodaß es schon haarscharf an Blasphemie grenzt - ganz, ganz großes Kino!" Leider kommen wir nicht allzulange dazu, die Superkleber einzuschwimmen, denn nach nur drei Runden ist mal wieder Schluß - Öl auf der Strecke und damit die Gelegenheit, noch einen Kaffee trinken zu gehen!

Obi und die Fab Fourtyfour
Rennen Nummer eins an diesem Sonntag und es ist naß - das erste Regenrennen in der Battle Saison 2008 steht also kurz bevor!
Schnieders steht auf Pole, daneben Kitsch auf Zwei, ich auf Drei, und Hensi Obermaier komplettiert die erste Reihe der "Regentänzer". Die Ampel geht aus und wir donnern los. Aus dem Nirvana taucht der PS-eigene Superheld Robert Glück auf und zündet in Warp-Geschwindigkeit an mir vorbei. Ich muß zunächst einen Blick auf meinen Drehzahlmesser werfen, um zu kontrollieren, ob ich überhaupt losgefahren bin...?! Am ersten Bremspunkt Ende Start/Ziel relativiert sich der Hyperspeed des Herrn Glück dann allerdings wieder, und so driften die Herren Kitsch, Schnieders und Hebisch als erste in die Spitzkehre.

Anflug auf die erste Ecke
In der folgenden Links hole ich Kitsch innen und schon hänge ich direkt am Regengott Schnieders. Der Grip auf der regennassen Fahrbahn fühlt sich gar nicht einmal so schlecht an - Dank Conti-Regenreifen und dem auch im Nassen großartig arbeitenden WhitePower Competition Fahrwerk. Das erste mal durch den Hatzenbach und bergauf Richtung Schikane. Ich gehe außenrum an Schnieders vorbei und übernehme die Führung. Wegfahren kann ich nicht, dafür hängen mir die Kollegen Kitsch und Schnieders zu hartnäckig am Heck und so befinde ich mich ab Runde zwei MAL WIEDER MITTEN IN EINER WILDEN SCHLACHT. In den ersten drei Runden drohen wir fast zu vergessen, daß es doch eigentlich naß ist, und so halten wir hochmotiviert in die Ecken rein und lassen unsere Superdukes ordentlich um den Kurs fliegen.

Kitsch #27, Schnieders #97, Hebisch #44
Ab Runde vier jedoch ändert sich das Geläuf. Keine Ahnung wieso oder warum, aber es wird deutlich schmieriger auf dem Asphalt und der schmale Grat, auf dem wir bis jetzt schon unterwegs waren, schwindet auf die Bewegungsfreiheit eines bewaffneten Hochseilaktes. Kitsch und Schnieders sind schwer am "rudern und paddeln" und haben sichtlich Mühe, Ihre österreichischen Vzwei-Kampfschiffe auf Kurs zu halten. Zu sagen, daß ich souverän über's Wasser gehe wäre jetzt maßlos übertrieben, aber ich spüre, daß ich ein wenig mehr Reserven unter diesen Bedingungen habe. Linkskurve nach dem Bergauf-Stück und Schnieders ist spät dran. Zu spät. Er muß eine ganz weite Linie gehen und ich schlüpfe innen durch und gehe zum xten-mal in diesem Rennen in Führung. Der erwartete Konter von einem meiner beiden Gegner bleibt dieses mal allerdings aus. Eine Runde später drehe ich mich zum ersten mal um, und... und habe eine halbe Gerade Vorsprung auf Schnieders! Von Kitsch ist nichts mehr zu sehen, aber vielleicht hängt er auch direkt in Schnieders Fahrwasser - in der sich aufwirbelnden Gischt könnte ich ihn eh nicht sehen. Noch zwei Runden zu fahren und Obi zeigt mir mit der Boxentafel an, daß ich deutlichen Vorsprung auf den aktuellen Tabellenführer habe - Kitsch muß einen Fehler gemacht haben.
Letzte Runde und ich drehe mich nochmals um. Schnieders ist hinter mir und auch wenn er mir als Gaststarter für die Meisterschaft keine Punkte wegnehmen würde, entschließe ich mich, daß ich dieses Rennen JETZT auch gewinnen will - ich ziehe das Tempo noch einmal an und gehe mit knapp eineinhalb Sekunden Vorsprung über die Ziellinie. Schnieders wird Zweiter, gefolgt von einem großartig "aufschwimmenden" Hendrik "Henne" Ladiges. Kitsch war gestürzt, konnte jedoch sofort weiterfahren und rettet sich auf Platz Fünf ins Ziel.

Sieg in Rennen 1
Unser erster Battle Sieg im Nassen und unter wirklich schwierigen Bedingungen. Wir und unsere angereisten Fans sind überglücklich und sehr stolz, das Ding "gestanden" zu haben - vielen Dank an dieser Stelle auch für die großartige Fanunterstützung vom triplespeed-Ehrenmitglied Claus "Fallinger" Schmid und den Kalinkas! Schön, daß Ihr dabei wart.
Doch noch ist die Show hier in der Eifel ja nicht vorbei. Zur Spätschicht, nämlich um 17 Uhr steht schließlich noch der Zweite Lauf auf dem Programm, und so bleibt kaum Zeit für überschwängliche Freude - Obi versorgt unsere Superduke und ich klettere erst einmal aus meinem "Feuchtbiotop" Lederkombi.
Rennen Nummer 2. Und weil es so schön war, beginnt es pünktlich 10 Minuten vor Anpfiff wieder einmal zu regnen.
Zunächst sieht das ganze aus, wie ein Abziehbild des ersten Laufs, doch diesmal verabschiedet sich der Kollege Schnieders bereits zur Mitte des Rennens aus dem Geschehen und kann nach einem kleinen Ausritt, der Schlacht nur noch von Platz 5 aus zuschauen. Dehling und Obermaier sind diesmal in unserem Fahrwasser mitgeschwommen und setzen ebenfalls zur Mitte des Rennens kurz zur Attacke an, stecken dann aber zurück. Harald und ich liefern uns erneut einen großen Kampf auf durchaus besorgniserregendem Untergrund - quasi der Ritt auf der Kanonenkugel...
mitten durch's Glashaus!

An der Spitze
Ich habe Harald auf 90% der Piste im Griff. Ich kann engere Linie fahren, komme besser durch die schnellen Ecken und kann ihn immer wieder überholen. Nur 10% der Strecke gehören an diesem Tag ihm... blöd nur, daß diese 10% auf den letzten 300 Metern bis zur Ziellinie liegen?!
Die letzte Runde, ich bin vorne. Harald hat mich bisher jede Runde aus der CocaCola-Kurve auf die Start/Ziel-Linie gekriegt. Ich habe in den vergangenen Runden alle möglichen Linie probiert und auch versucht die Tür zu zu halten, aber chancenlos musste ich jedesmal zusehen, wie er mich mit Leichtigkeit an dieser Stelle ausbeschleunigt hat. Keine Ahnung warum. Die Mehrleistung? Vielleicht das höhere Körpergewicht, daß ihm immer wieder als Nachteil ausgelegt wird. Denke, daß 20 oder 30 Kilo mehr Gewicht auf dem Hinterrad an dieser Stelle und bei den Bedingungen kein Nachteil seien müssen, eher anders herum. Aber wahrscheinlich hat er einfach nur die klar bessere Linie an dieser Stelle im Nassen gefunden?? Wie gesagt, 90 Prozent der Piste gehören mir, doch auf den letzten 10 Prozent verliere ich dieses Rennen. Harald geht mit EINER Zehntel (!!!) Vorsprung über die Linie.
Natürlich bin ich etwas enttäuscht, aber unterm Strich haben wir hier einen großartigen Job abgeliefert und Boden auf Kitsch gut gemacht. Mit nun 22 Punkten Rückstand ist die Meisterschaft noch nicht abgeschrieben, denn nun darf sich Harald beim Finale auch keinen größeren Fehler erlauben, denn dann gibt es ein wirkliches Highnoon im allerletzten Rennen! Die Vorzeichen jedenfalls sind klar: Harald hat einen deutlichen Vorsprung. Harald verfügt über endlos Streckenkenntnis in Frohburg, wohingegen ich NOCH NIE da war. Harald MUSS also Meister werden.
Und wir? Vizemeister sind wir, das kann uns keiner mehr nehmen. Und nach vorne? Nach vorne haben wir nichts mehr zu verlieren... wir können also nur noch gewinnen - und genau das haben wir vor!

Noch ist es nicht zu Ende
So oder so, am 27. und 28.9. gibt es das große Finale einer unglaublich spannenden und spektakulären KTM Super Duke Battle Saison auf dem Frohburger Dreieck. Also, Einkaufsbummel und Sonntagsspaziergang absagen, vom Hausarzt 'ne Familienpackung Valium verschreiben lassen und dann ab Richtung Frohburg...
zur letzten großen Schlacht 2008!
Seid dabei.
Jens #44
P.S. Große Rennen brauchen große Bilder - und Dirk Gündra hat sie gemacht!
Vielen Dank Dirk und unbedingt mal reinschauen www.sportpic4you.de