03.07.2008
SuperDuke Battle 2008 - Jens gewinnt in Assen
Es gibt ihn also doch - den Rennsportgott! Und an diesem speziellen Sonntag zappte er wahrscheinlich ein wenig zwischen Superbike-WM auf dem Nürburgring und der Langstrecken-Weltmeisterschaft in LeMans hin und her und landete dabei zufällig beim KTM Superdukebattle in Assen, und es schien ihm zu gefallen, was er da sah, denn er zappte nicht weiter, er schaute den über 30 aufrechten Kriegern bei ihrer wilden Schlacht auf dem holländischen Traditionskurs zu und erfreute sich an dem Spektakel. Doch dann geschah etwas, was ihn zum Handeln zwang, etwas, was ihn von seinem Wolke-Sieben-Fernsehsessel bewegte, um Einzugreifen...Der Rennsportgott erschien als stattliche, gut einmeterneunzig große, männliche Gestalt. Er trug ein blaues Hemd mit aufgesticktem "Assen T.T. Circuit"-Emblem und einem Aufdruck "Clerk of the Course" - RENNLEITER! Und er sprach mit ruhiger aber bestimmter Stimme "Du bist Zweiter. Und Du bist Erster. OK? Alles klar?! OK!"
Aber was bewegte ihn zu dieser "göttlichen Erscheinung"??
Blenden wir noch einmal zurück...
Zwei Wochen zuvor im tschechischen Most. Das triplespeed ist am Boden, jedenfalls auf der Strecke. Gestürzt nach einer Kollision mit einem überrundeten Fahrer. Wahrscheinlich hatte sich der Rennsportgott an diesem Tag gerade die Special Edition von "Alien vs. Predator 2" gekauft und zog sich den Streifen samt weltumspannenden Dolby Surround 5-Punkt-Irgendwas rein, sodaß es nur so donnerte und blitzte, anstatt sich die Battle in Most zu geben... jedenfalls ließ er an diesem Tag dem Schicksal seinen Lauf.
Zurück im "Heads" begann Obi zu schrauben, Kaffee zu trinken, auf Schlaf zu verzichten, noch mehr Kaffee zu trinken und weiter zu schrauben. Eine Woche hat es gedauert. NUR eine Woche und die triplespeed-Superduke steht wieder da, als wäre sie gerade einem dunklen Rennsporttraum entsprungen - Schwarz, stark und bereit alles zu richten, was sich ihr in den Weg stellen würde.

Wieder auferstanden... triplespeed-Superduke
Sonntag früh, Schleizer Dreieck, die Luft ist noch frisch, aber es ist bereits abzusehen, daß sich dort ein traumhafter Tag anbahnt - zumindest am Himmel, denn was den Gemütszustand des einen oder anderen Big-Bikers angeht, so sollte dies am Ende des Tages wahrscheinlich etwas anders ausschauen...!
Obi drückt den Anlasser und ein Donnerschlag zerreißt die idyllische Morgenruhe! Sechs Trainingsturns und ein Superstock-Rennen später steht fest, Most ist Geschichte - für unsere Superduke... und für mich auch! Also, auf nach Assen.
Freitag mittag im Heads. Die Superduke ist verladen, das "kleine Handgepäck" auch, und zwei breitgrinsende Gesichter hinter der Windschutzscheibe eines kleinen VW-Transporters machen sich auf den Weg Richtung Norden, zu einer der traditionsreichsten Rennstrecken Europas, zum TT Circuit von Assen. Nach knappen 8 Stunden Autobahnsurfen, überbrückt mit unzähligen Rennsport-Superheldengeschichten, kommen wir endlich im Fahrerlager an. Fast zeitgleich mit unserem guten Freund und Battle-Mitstreiter AndyG. Wir errichten unsere Wagenburg und Minizeltstadt, welche uns hier quasi als Boxenersatz dient; da die Battle hier im Rahmenprogramm der holländischen Meisterschaft ausgetragen wird, stehen die "Garagen" hier ausschließlich den großen Jungs mit ihren Superbikes und Supersport-Heizeisen zur Verfügung. Das ist aber nicht weiter wild - "Campingurlaub" in Holland kann schließlich auch ganz nett sein.

Zelt-Box in Assen
Wir verbringen einen "lauschigen Abend" mit AndyG und dem PS-eigenen Rennsporthelden Robert Glück, ebenfalls ein Superduke-Krieger, doch in der bisherigen Saison leider von kleinen Problemen geplagt - nichts desto trotz, ein Mann, der sich jederzeit ein Messer zwischen die Zähne spannt, wenn irgendwo irgendjemand einen "Fight" ausruft. Eben eine nette kleine Runde, mit netten kleinen Ideen! 1 Uhr... verdammt! Ich brauche doch Schlaf?! Die Nacht ist kurz, a...kalt und eigentlich völlig für die Tonne.
Samstag früh 8 Uhr. Frühstück im KTM-Zelt. Jede Menge hochmotivierte Gesichter um uns herum. "Oh, oh, da liegt ja mächtig Feuer in der Luft" geht es mir durch den Kopf, wobei meine vorrangige Sorge jedoch der Kaffeemaschine gilt - das Teil ist stromlos und solange ich hier kein Koffein kriege, bin ich das nämlich auch.
10 Uhr und es gab doch noch Kaffee. Wir rollen die Boxengasse hinunter zum freien Training der KTM Superdukebattle in Assen! Raus auf den Highspeedkurs, schön schräg durch die brutal schnellen, überhöhten Kurven. Immer ordentlich das Kabel auf Zug halten und über sämtliche Curbs räubern, die sich einem "in den Weg stellen" und einem die direkte Linie durch Andeutung von Kurven vermiesen wollen. Oh ja, das ist Assen. Und Assen ist Rock'n'Roll!!!
Das erste Training offenbart eine kleine Überraschung: Andreas Dehling, immer ein beherzter Kämpfer in den Top-Ten, steht hier nach den ersten Runden auf Platz 1 - Respekt! Und der Beweis, Streckenkenntnis ist hier in Assen gold wert - Andreas war nämlich das Wochenende zuvor zum trainieren hier und konnte sich dabei schon etwas mit der Streckenführung anfreunden. Aber kein Grund zur Panik, noch ist jede Menge Zeit, um eben genau diese "abzufeilen", und auch wenn ich das schon so unendlich oft erwähnt habe, muß ich es bei dieser Gelegenheit nochmal loswerden: es zählt erst, wenn die Ampel ausgeht!
Nach und nach finde ich meinen Weg und meinen Schwung durch das "holländische Eldorado für Speedfreaks" - am Ende des Tages und der Zeittrainings Platz 3 in der Startaufstellung. Mein ärgster Widersacher in der Battle und "lustigster Spielgefährte", Harald Kitsch steht neben mir auf der Vier - das hat aber nichts zu bedeuten, da Harald genau wie ich mit "alten Pellen" unterwegs war, und ich genau weiß: morgen wird er wieder verdammt schnell sein...
ich aber auch!
Der Fahrersprecher der Battle 2008 und derzeit Zweitplatzierter in der Meisterschaft, Rene Stöckmüller, schafft es dank einer Fabelrunde auf die zweite Startposition. "Stöcki" ist in einer grauen Vorzeit bereits jede Menge Rennen gefahren und hat bei der damaligen BoT (Battle of Twins), schon das eine oder andere V-Zwei-Triebwerk wortwörtlich abgefackelt - Stöcki ist ein Netter, und ein Schneller! Auf Pole parkt ein holländischer Lokalmatador, welcher sich eigentlich seine Sporen in der nationalen Supersport-Serie verdient und hier nebenbei noch einen Gastauftritt hat - womit wir dann auch wieder beim Thema "Streckenkenntnis" wären. Aber wie gesagt, erst einmal abwarten, was passiert, wenn "Ampel aus".
Sonntag früh. Ich habe bestens ausgeschlafen und trinke einen frischen Kaffee aus der KTM-Werks-Kaffeemaschine. Obi schaut mich an und gibt ein "Ach Du Scheiße... Du hast ausgeschlafen?? Na da werden sich die anderen aber freuen?!" zum Besten. Ob sie sich freuen kann ich nicht sagen, ich tue es jedenfalls und brenne im morgentlichen Warm Up dank frischer Continental-Reifen, ausreichend Schlaf und vor allem, einem top vorbereiteten Motorrad, mal eben Bestzeit auf den Asphalt. Unser holländischer Freund scheint noch den Wohnwagen dranhängen zu haben, und der Rest meiner Mitstreiter beschränkt sich wohl eher auf's "Einrollen"? Na egal, ich habe ein breites Grinsen unter der Schale, lasse die Superduke ordentlich fliegen, schleife mir dabei gleich mal beängstigend heftig den Motordeckel und die Hebeleien zurecht und parke dann die schwarze Boden-Boden-Rakete aus der Erlanger Waffenschmiede "triplespeed-headquarters" überglücklich zurück in unsere Zelt-Box.
Sonntag Mittag und auf geht's zur ersten Schlacht an diesem Tag. Ich rolle in die Einführungsrunde. Ein paar unheilvolle Regentropfen fallen mir auf das Visier - "Na hoffentlich wird das nicht mehr, dann wird's nämlich echt rutschig und unlustig" geht es mir durch das RedBull-getränkte Hirn. Es geht in die WarmUp-Runde und das Hoffen hat nichts geholfen - es beginnt zu regnen. Der Start wird abgebrochen, was unter diesen Bedingungen die einzig richtige Lösung ist. Ein Neustart wird allerdings nur 5 Minuten später angesetzt, was für 90% des Battle-Feldes unmöglich ist, da kaum jemand hier schnell genug seine Reifen von Trocken auf Naß wechseln kann. Die "Gemeinschaft der Schlachtenbummler" beschließt, daß der Start mindestens um 15 Minuten verschoben werden müsste, um allen die gleichen Chancen einzuräumen - der Veranstalter befindet sich aufgrund des Zeitplans aber mächtig unter Druck und entscheidet kurzerhand, daß das Rennen gestrichen wird und die verbleibenden 10 Minuten zum Trainieren genutzt werden können. Enttäuschung steht der Battle-Gemeinde ins Gesicht geschrieben, aber immernoch besser wie jede Menge kaltverformte Superdukes und am Ende noch gebrochene Knochen. Wir beschließen nahtlos zum Mittagessen überzugehen.
Sonntag 16:15 Uhr - Rennen Nummer 2. Die Sonne scheint und der Wettergott scheint die Füße still zu halten - es bleibt trocken. Mein Blick ist sturr auf die Ampel über der Start/Ziel-Linie gerichtet. Die roten Lichter gehen an, ich werde ruhig, atme langsam... und die Ampel geht aus - Gaaaaaaaas!!!
Aus den Augenwinkeln sehe ich, daß Stöcki auf Zwei und Harald auf Vier aus meinem Sichtfeld nach hinten verschwinden. Nur Nigel Walraven, der Polesetter liegt im Beschleunigungsduell von der Startampel weg noch eine knappe Motorradlänge in Führung. Zweiter Gang und Gas wieder voll auf. Ich hole auf, komme langsam heran, die Welt scheint sich in Zeitlupe zu drehen. Dritter Gang, ich ziehe langsam an ihm vorbei und drücke meine Superduke direkt vor ihn, sodaß er keine Chance hat, mich beim Anbremsen auf die erste Kurve wieder zu attackieren. Bremspunkt! Und ich greife beherzt zu, verzögere die schwarze Kampfmaschine und lege sie schließlich mit leicht schlingernden Heck, aber mit dem Vorderrad wie auf Schienen geführt, ab in die erste Ecke - ich bin vorn!
In meinem Genick 30 wilde Krieger, allen voran der "fliegende Holländer" Walraven, dicht gefolgt von Kitsch und dem Rest der Meute. Ich spule wie gewohnt mein Renn-Programm ab - ohne Hektik, ohne das Limit auszureizen, streng nach dem Motto "Ich bin vorn - wer vorbei will muß erstmal kommen!". Mitte der ersten Runde, und eine heftige Schrecksekunde: das Hinterrad verliert beim Herausbeschleunigen komplett den Grip, stellt sich quer und tritt mir im nächsten Augenblick mit voller Wucht ins Kreuz. Es befördert mich direkt auf den Tank und das Vorderrad schlägt komplett von rechts nach links aus... alles bei vollem Vorwärtsdrang, wohlbemerkt! Ich habe Glück und die Physik übersieht diesen kleinen Fehler - eigentlich hätte ich hinfallen müssen, aber irgendwer hat mich wieder zurück in den Sattel meiner Superduke geschuppst (Danke für's Daumendrücken, Christina!).
Ich führe das Feld an, doch schon nach einer Runde werde ich vom fliegenden Holländer attackiert und er geht auf der Bremse an mir vorbei. Harald versucht die Gelegenheit zu nutzen um auch gleich noch mit durch zu gehen, doch das lasse ich nicht zu und schlage ihm die Tür vor der Nase zu. "Hm, blöd, Harald ist also dabei?!" geht es mir durch den Kopf, aber eigentlich war das auch nicht anders zu erwarten, Harald ist eben ein Racer und egal, was die Rundenzeiten vorher sprechen, im Rennen sind solche Leute immer voll da und brandgefährlich. Ich hole mir die Führung umgehend auf der Bremse von Walraven zurück und habe die Hoffnung, daß eben genau dieser meinen Widersacher Kitsch ein wenig aufhalten würde, sodaß ich die "Flucht nach vorn" ergreifen könnte, aber daraus wird nichts - Harald ist auch schon vorbei und hängt an meinem Hinterrad... "same procedure as last race?" - "Same procedure as every race!!" Also gut, dann wird eben gekämpft...
Es entbrennt eine Schlacht, wie wir sie schon in Oschersleben und Most gesehen haben, nur wird heute hier in Assen noch schärfer geschossen, noch heftiger zugeschlagen und noch deutlicher gemacht, daß keiner von uns beiden "Gefangene" machen wird - keiner von uns beiden weicht auch nur einen Meter zurück. Zwischenzeitlich nimmt dieser Kampf durchaus fragwürdige Züge an, und so bremst mich der Herr Kitsch einmal so spät aus, daß er es selber gerade noch schafft, die Kurve zu kriegen und mir dabei heftigst ins Vorderrad fährt - zum Glück kann ich den Sturz aufgrund der Kollision gerade noch verhindern - Schmerzgrenze ist das aber eigentlich nicht mehr?! Na egal, wir sind ja schließlich nicht zum Tanztee hierher gekommen, und so schüttelt es mich einmal ordentlich durch und eine Sekunde später nehme ich bereits wieder die Verfolgung auf, um Harald gleich in der nächsten Ecke wieder unter Druck zu setzen.
Die Führung wechselt während der 11 Runden unzählige Male - Haralds Vorteile liegen dabei jeweils beim Anbremsen, wobei er den Anker meist sehr, sehr spät wirft, dann aber immer wieder Probleme hat, die Linie zu halten und eine saubere Kurve zu fahren. Ich komme besser um die Ecken und kann eher beschleunigen. Vor allem in den ganz schnellen Kurvenkombinationen zurück Richtung Start/Ziel fackelt unsere Superduke jedesmal ein regelrechtes Feuerwerk ab. Das überrascht mich dann doch etwas, schließlich hat Kitsch' 2008er Superduke gut 10 PS mehr in ihren Zylindern, aber anscheinend hat sich die mühseelige Feinarbeit an der Fahrwerksabstimmung während der Trainings zuvor doch gelohnt - unsere schwarze Schönheit donnert wie auf Schienen durch die Vollgasecken und läßt meinem Konkurrenten dabei keine Chance auf einen Angriff.

Letzte Runde
Der finale Umlauf und Kitsch ist vorne!
Ich hänge bis auf einem Meter in seinem Windschatten und lauere auf meine Chance. Irgendwo muß ich es nochmal probieren, ich muß nur die Ruhe bewahren, um nicht mit einer überhasteten Aktion alles zunichte zu machen. Jetzt noch ein Fehler und er fährt das Ding nach hause. Ich beschließe es final noch einmal auf dem gerade beschriebenen Vollgasstück zurück Richtung Start/Ziel zu versuchen, das ist zwar ziemlich "tricky" weil sauschnell, und außerdem ist der Hinterreifen seit gut zwei Runden am Ende, sodaß ich aus jeder Ecke nur noch mit durchdrehendem Hinterrad beschleunigen kann, aber diese Probleme hat Harald auch, und ich muß es einfach nochmal probieren. Dann laufen wir auf Überrundete auf...
Vor uns, zwei langsamere Piloten, direkt hintereinander. Harald bremst sich auf die Kurve zu hinter den ersten der beiden Backmarker. Ich setze mich "in dritter Reihe" auch noch daneben um zumindest an Harald dran zu bleiben, und dann kommt sie: MEINE Chance...
ich sehe, daß der Vordere der beiden zu Überrundenden noch nicht in die Kurve einlenkt und beschließe augenblicklich diese Gelegenheit zu nutzen und bremse mich an allen drei Gegnern auf einmal vorbei, gehe mit Zug durch die Kurve, ducke meinen Kopf wieder hinter die schmale Verkleidungsscheibe und ziehe das Gas voll auf - die finale Führung!
Jetzt noch einmal durch das Highspeed-Stück, da kriegt er mich auf keinen Fall. Dann noch die Schikane, und da wird er angreifen, nein, da MUSS er angreifen. Noch in voller Schräglage mache ich mir klar, daß ich diesmal so spät wie irgendmöglich bremsen muss... ach was, am besten noch 10 Meter später. Ich MUSS als Erster in die Schikane, dann gewinne ich auch! Ich richte den Körper auf und da kommt mein Bremspunkt, aber ich ziehe den Hebel nicht, ich lasse noch den Bruchteil einer Sekunde länger stehen und erst dann greife ich zu. Die Superduke beginnt zu schlingern, ich spüre wie das Vorderrad unter diesem Manöver leidet und der Reifen förmlich nach Grip giert. Die Superduke rutscht, bleibt aber aufrecht und auf Kurs. Ich lege ab und Kitsch ist hinter mir. Rechts über die Curbs, links über die Curbs und jetzt mit vollem Feuer hinaus Richtung Start- und Ziellinie. Nur noch 50 Meter und dann... dann passiert etwas Unglaubliches... Harald Kitsch schießt an mir vorbei?!
Kitsch "zieht" nicht nur vorbei, er donnert mit einem Überspeed nach vorn, wie ich es an dieser Ecke noch nie erlebt habe. Er geht auch nicht knapp aus meinem Windschatten raus, wie es, wenn überhaupt möglich, hätte sein müssen; er taucht gut drei Meter neben mir auf und fliegt geradezu über die Ziellinie...
ich fasse es nicht??!
Ich bin völlig enttäuscht und kann nicht glauben, was da gerade passiert ist - das kann, nein, das darf nicht sein! Wie um alles in der Welt muß Kitsch durch diese Schikane gekommen sein, um so ein letztes Manöver überhaupt fahren zu können? Nur ganz schwer kann ich mich überwinden den Helm im Parc Ferme abzunehmen und mich den ganzen strahlenden Gesichtern zu stellen, welche sich alle scheinbar großartig durch unser Rennen unterhalten fühlten. Obi kommt und klopft mir auf Helm und Schulter - sein Lächeln wirkt gequält, auch er ist maßlos enttäuscht; nicht von mir, nicht von unserer Maschine oder unserer Arbeit an diesem Wochenende, sondern von dem was da auf den letzten 100 Metern passiert ist - und ich war mir sicher, daß ich alles richtig gemacht habe.

So sehen Sieger aus
Wir gehen in den Vorraum zum Siegerpodest, kriegen Getränke und ein kleines Handtuch gereicht. Der "Stadionsprecher" erzählt derweil wohl eine kleine Geschichte zum holländischen Gaststarter und verlangt dem Drittplatzierten Landsmann ein kurzes Statement ab. Harald und ich warten auf unseren Aufruf zur Siegerehrung. Und dann passiert es, dann kommt das, womit diese Geschichte begonnen hat. Dieser große Mann mit der bestimmenden Stimme: "Du bist Zweiter. Und Du bist Erster. OK? Alles klar?! OK!" und deutet bei 'Du bist Zweiter' auf Kitsch, und bei 'Du bist Erster' auf mich. Für einen Moment verstehe ich gar nichts, aber dann wird es mir klar. "Sie haben die Schikane ausgelassen und haben die Strecke abgekürzt. OK? Wollen Sie das Video sehen?" fragt der große Mann Harald und schaut dabei so, als würde er nicht wirklich eine Antwort dazu von ihm erwarten.

Assen 2008
Alles klar, daher der gigantische Überspeed, der weite seitliche Abstand, und Überhaupt die Situation, daß Kitsch noch vorbei gehen konnte... er hat abgekürzt. Sicherlich nicht absichtlich, sondern mehr "aus der Not heraus", aber das ist eben nicht regelkonform, und vor allem, es ist nicht OK. Harald akzeptiert die Entscheidung zwar zähneknirschend, weiß aber anscheinend, daß das Manöver nicht in Ordnung war. Wir jedenfalls holen uns damit einen großartigen und vor allem verdienten Sieg, und sind in der Folge überglücklich, nach dem Pech von Most, wieder so in die Meisterschaft zurückgekehrt zu sein.
Damit ist die Battle wieder spannend und wir werden alles in unserer Macht stehende dafür tun, daß sie das auch noch schön lange bleibt!
Die nächsten zwei Rennen folgen am 26. und 27. Juli im legendären Hockenheimer Motodrom. Der Highspeedkurs im Badischen wird für uns ein ganz hartes Schlachtfeld werden, denn auf keiner anderen Strecke der diesjährigen "Battle-Tournee" kommt es mehr auf schiere Motorleistung an, wie hier. Kitsch hat hier ganz klar das Trumpf-Ass in der Hand, aber wir werden beißen, was das Zeug hält, und eins weiß die Konkurrenz mittlerweile ganz sicher auch...
mit uns muß man immer rechnen, und zwar bis zum Zielstrich!
Bis bald Freunde

Jens #44
P.S. Noch eine kleine aber sehr nette Geschichte am Rande: in Assen bekam jeder "Krieger" einen "Paten-Sponsor" zur Seite gestellt...
na ja, um ehrlich zu sein, war das ganze eher ein Zufall - bei der Erstellung des Programmhefts kopierte der Veranstalter wohl versehentlich die Sponsorenübersicht der holländischen Supersportklasse in die Starterliste der Superdukebattle, und so fand jeder von uns hinter seinem Namen nicht nur seinen Händler - in unserem Fall natürlich Road Star aus Fürth - sondern zusätzlich eben noch einen Gast-Sponsor, quasi?! Den meisten von uns ist das wahrscheinlich nichtmal aufgefallen, und mir wäre es das auch nicht, wenn sich "mein" Sponsor nicht zu erkennen gegeben hätte... nach dem ersten Zeittraining steht ein breitgrinsender, mittfünfziger, mit original Holzschuhen besohlter Holländer vor mir, und erklärt mir voller Begeisterung, daß er ja mein Sponsor hier wäre... und das er unsere Superduke sehr schön findet, und daß er es ziemlich verrückt findet damit Rennen zu fahren... vor allem so schnell?!
Benny Kooistra ist Chef einer kleinen Werbeagentur und begleitet sein "Zweitteam" von diesem Moment an das ganze Wochenende mit größter Begeisterung und ist überglücklich, als er am Ende des Rennsonntags sogar noch "seinen Fahrer" auf dem obersten Treppchen des Siegerpodestes sehen darf - die Krönung für ihn: BEK-reclamemaker.nl prangt stolz auf der Brust des Siegers (daher auch das ungewohnte schwarze T-Shirt auf dem Podest!). Irgendwo in unserer holländischen Nachbarschaft läuft jetzt wahrscheinlich immernoch ein sehr gut gelaunter Benny Kooistra durch die Lande - uns hat's jedenfalls Spaß gemacht und ihm auch! Tschau Benny... vielleicht sehen wir uns diese Saison ja noch einmal wieder?!!
Bilder:
Ulrich Rössner
Andy Glänzel (www.sportpicture.de)
und Benny Kooistra (www.bek-reclamemaker.nl)
Vielen Dank Männer!
Mehr Infos, Ergebnisse und Bilder gibt es auch auf der offiziellen KTM-Seite unter www.ktmsuperdukebattle.de
Viel Spaß!