17.07.2008

Rallye Transorientale - Robby berichtet!

Liebe KTM Freunde!

 

Ich muss mich unbedingt nochmal bedanken: es haben so viele von Euch an mich gedacht: vor, während und jetzt auch nach der Rallye! Durch das Tracking auf der Transorientale-Homepage konnte man mich ja live miterleben - und das haben anscheinend wirklich viele von Euch getan!

Also DANKE SCHÖN!!!!!!! Es ist echt toll, wenn man weiß, daß sich viele Menschen über das freuen können, was andere tun.

 

Nachfolgend habe ich mal ein bisschen zusammengeschrieben, wie ich die Rallye erlebt habe.

Natürlich erzähle ich Euch auch gerne persönlich von meinem Abenteuer - kommt einfach mal vorbei, wenn's reinpasst erzähle ich gerne bei einem Espresso von meiner großen Rallye - der größten und längsten der Welt!!!

 

 

 

Unendliche Weiten .......... so würde man eine Geschichte über den Weltraum beginnen. Aber ich habe festgestellt, dass gigantische Entfernungen auch auf unserem heimischen Planeten zu finden sind.

 

Bei der Rallye Transorientale bin ich innerhalb von 17 Tagen durch „unendliche Weiten“ mit meiner KTM 690 Rallye 10.700 km von St. Petersburg aus durch Russland über Kasachstan und China bis zum Ziel an die Chinesische Mauer in Peking gefahren. Diese Kilometerleistung entspricht der durchschnittlichen Jahresfahrleistung eines Motorradfahrers. Somit habe ich mein Kontingent für 2008 bereits abgespult.

 

Eine Herausforderung, der ich mich nach der Absage der DAKAR 2008 gestellt habe. Als Privatfahrer in einem Starterfeld mit 66 internationalen Motorradfahrern wusste ich nicht einmal ansatzweise, was auf mich zukommen würde. Es gab keine Reiseberichte über diese Länder, selbst in Google Earth findet man kaum Bilder dieser Gegenden, durch die ich ge-“rast“ bin.

Russland ist noch am ehesten mit unseren Wäldern vergleichbar, Sand, Erde und Birkenwälder bis zum Horizont.. Im Unterschied zu unseren Wäldern gibt es dort aber keinerlei Zivilisation.

Die ersten Etappen Richtung Moskau waren durch die starken Regenfälle extrem hart und erinnerten mich eher an heftige 3-Stunden-Enduros als an eine Wüstenrallye. Meine vollgetankt ca. 200 kg schwere 690er Rallye war anfangs auch nicht der ideale Untersatz für diesen Untergrund und hat mich ganz schön schwitzen lassen. Jenseits der Ausläufer des Uralgebirges an der russisch-kasachstanischen Grenze änderte sich der Boden sowie die Landschaft. In den folgenden drei Tagen waren schier endlose Steppen mit sandigen Pisten bis zum Horizont zu durchqueren. Hier kam es vor allem auf exakte Navigation an und die Angaben des Roadbooks mussten besonders genau befolgt werden.

Die ländliche Bevölkerung war ausgesprochen begeistert und gastfreundlich. An jeder Tankstelle versammelten sich gleich Dutzende von Einheimischen, die mit ihren Handys Erinnerungsfotos knipsten.

Astana, die Hauptstadt von Kasachstan, feierte ihr 10-jähriges (ja die Stadt ist wirklich erst 10 Jahre alt!) Bestehen und erinnerte eher an eine boomende Ölmetropole wie Dubai als an eine Stadt mitten in der Steppe.

Der östliche Teil Kasachstans bot uns eine traumhafte Berglandschaft mit Bächen, Wäldern, Wiesen – ein Paradies für jeden Enduro-Fan. Es war alles geboten: von Wasserdurchfahrten, Trialpassagen bis hin zu mit  Sprungkuppen durchzogenen Wald- und Wiesenwegen.

Doch zum Austoben blieb leider keine Zeit. Die grobe Kompassrichtung lautete 90 Grad und ich hatte noch ca. 4.000 km Richtung Osten vor mir!

Der Grenzübertritt nach China war ein echtes Erlebnis. Wir wurden desinfiziert (Vogelgrippe), und bekamen  Belehrungen über die zu beachtenden Verhaltensweisen in China. Unsere Körpertemperatur wurde gemessen, wir wurden gefilmt, offiziell fotografiert und ebenso auf jedem verfügbaren Foto-Handy archiviert. Nach Erhalt unseres chinesischen Führerscheins und der chinesischen Fahrzeugpapiere durften wir einreisen, hatten aber ab diesem Zeitpunkt das Gefühl ständig überwacht zu werden: Ich glaube, die Hälfte der Einwohner Chinas sind Polizisten oder Militärbeamte. Aber die Freundlichkeit der Menschen war überwältigend! Wir wurden an den Straßen von Hunderttausenden von Menschen begrüßt und bejubelt. Man fühlte sich wie ein echter Star.

In China begannen die richtigen Sandetappen. René Metge, der Veranstalter, hatte nicht zuviel versprochen: Die höchsten Dünen der Erde (bis zu 500 m hoch) galt es in der Wüste Gobi zu bewältigen. Das alleine wäre nicht ganz so schlimm gewesen , aber wir hatten noch zusätzlich Temperaturen bis zu 45° im Schatten. Wenn es denn schatten gegeben hätte!!. Für viele Teilnehmer und Fahrzeuge waren diese Bedingungen so hart, dass das Etappenziel nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit erreichen konnten und daher in den Dünen übernachten mussten.

Bei mir dagegen lief es ganz gut. Meine unzähligen Reisen nach Afrika mit dem Motorrad und die dabei gewonnenen Erfahrungen halfen mir bei den Sand-Etappen, so dass ich mich im Gesamtklassement langsam aber sicher nach vorne arbeiten konnte.

Der Ruhetag am 22.06. war vom Veranstalter perfekt gewählt. So konnte ich an meinem 44. Geburtstag sogar ausschlafen und musste nicht - wie sonst - um 04.30 Uhr aufstehen. Der Tag wurde allerdings nicht fürs Feiern genutzt. Stattdessen bekam mein Motorrad einen großen Kundendienst und das Service-Fahrzeug, ein Fiat Ducato, wurde nach den Strapazen der ersten Tage gewartet.

Die weiteren Etappen führten hauptsächlich durch die Dünengebiete der Wüste Gobi und das Teilnehmerfeld schrumpfte von Tag zu Tag. Auch die großen LKW’s hatten erhebliche Probleme. Allein das MAN Team hatte bereits acht Fahrzeuge auf die Seite gelegt! In den großen Sanddünen verglühten bei vielen Fahrzeugen die restlichen Kupplungsbeläge, Zylinderkopfdichtungen platzten und falls das Material tatsächlich hielt, streckte der eine oder andere Fahrer aufgrund der großen Anstrengungen bei den fast unmenschlichen Temperaturen die Flügel.

 

Aber ich hatte wohl Glück und es lief gut bei mir und so kam es, dass ich letztendlich beim Zieleinlauf an der Chinesischen Mauer in Peking auf dem 13. Platz in der Gesamtwertung und als Achter in der Marathon-Klasse (seriennahe Fahrzeuge) gelandet bin. Eine Platzierung, die ich mir nie erträumt hätte!!!

 

Über die Entfernungen und Tagesetappen machte ich mir während der Rallye keine großen Gedanken. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt das Roadbook zu studieren, den Kompasskurs einzuhalten, das Material und mich selbst zu schonen und rechtzeitig ins Etappenziel zu kommen, um zu tanken, zu trinken, zu essen und zu schlafen.

 

Das größte Problem bei langen Rallyes ist das des Schlafmangels. Aufstehen um 04.30 Uhr, ab 05.00 Uhr startete meistens schon das erste Motorrad. Danach ca. 200 km Verbindungsetappe bis zum Start der Sonderprüfung. Dort musste man wiederum meist eine Stunde warten, in der man versuchte, noch ein bisschen zu schlafen. Die Sonderprüfung wurde dann auf Zeit gefahren – die kürzeste Etappe betrug 120 km, die längste 470 km. Beim Zieleinlauf war dann bereits ein Verpflegungszelt des Veranstalters aufgebaut, an dem wir unseren Hunger und Durst stillen konnten.Die Verpflegung war lecker und so konnte man auch noch mit den einzelnen Fahrern über die Sonderprüfung sprechen.

Danach ging es dann noch ca. 300 km ins  Biwak – hier kam man meist so gegen 18.00 oder 19.00  Uhr an. Dann hieß es: Motorrad waschen, durchchecken, evtl. reparieren. Ich genoss hier den Luxus eines eigenen Mechanikers, Thorsten Kaiser aus dem Allgäu hat für mich den Rallye-Service erledigt.

Für mich stand nach dem Eintreffen im Biwak zunächst eine kurze Dusche auf dem Programm. Danach habe ich das Roadbook für den folgenden Tag durchgesehen und mit den Änderungen des Veranstalters markiert. Um 20.00 Uhr gab es Abendessen, 21.00 Uhr Briefing (hat sich meist auf 22.00 Uhr verschoben) und danach bin ich ins mit Ohrstöpseln ins Zelt gefallen!

 

Eine extrem lange Rallye – aber für mich eines der tollsten Abenteuer, die ich je erlebt habe!

Und noch dazu konnte ich das ganze mit meiner Frau im Service-Fahrzeug erleben!
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