27.08.2007
Jens berichtet vom 6. Renn-Wochenende der SuperDukeBattle
HEBISCH AIRPORT
Rennen 11 und 12 der SuperDukeBattle
im Rahmen des Flugplatzrennens auf der Dahlemer Binz
>> Dahlem <<
Die beiden Rennsiege dieser Veranstaltung gingen klar an den, mittlerweile Seriensieger, Thomas Hoemke; doch keine Angst, durch die Vorabverkündung des Siegers, habe ich keinerlei Spannung aus dieser Geschichte genommen, denn was sich hinter dem ersten Platz abspielte sollte sich als „unvergessliches Ereignis“ erweisen!
Kurz zu den „Randbedingungen“:
Wie schon erwähnt handelt es sich hierbei um ein Flugplatzrennen, und für derlei Veranstaltungen fehlt mir zugegebener maßen die Erfahrung – vor Jahren war ich einmal auf einem Flugplatzrennen dabei, doch glich die Strecke damals wesentlich mehr einem „richtigen“ Rundkurs – hier in Dahlem gibt es eine ultrabreite Start- und Landebahn, sowie eine parallel verlaufende Rollbahn, beide Pisten jeweils am Ende durch einen Verbindungsweg zusammengeschlossen. Die Rollbahn fungiert hier als Start/Ziel-Gerade, unterbrochen durch eine verdammt enge Schikane. Die Startbahn wurde mit zwei Schikanen im Kingsize-Format gespickt... klingt alles nicht so spektakulär und schwierig?? Das erste freie Training am Freitag mittag offenbart aber etwas anderes: ist die Start/Ziel-Gerade noch relativ leicht zu meistern, schaut es mit der Startbahn doch etwas anders aus. Die aus Strohballen, Hütchen und pink (!) anlackierten Autoreifen zusammengebastelten Schikanen geben kaum Anhaltspunkte für das Rennfahrerauge und lassen zunächst nicht einmal so recht die richtige Einfahrt erkennen... nein, das erste Training gleicht mehr einem aufgescheuchten Haufen Möwen auf dem Alexanderplatz, als einer Meute Rennfahrer auf der Suche nach der Ideallinie! Erschwerend kommt hinzu, daß das ganze hier doch eher an einen Rübenacker, als an eine Rennstrecke erinnert, so holprig und wellig ist das Asphaltband auf der Dahlemer Binz.
Zusammen mit Jens Hainbach von WP-Germany machen wir uns sehr viel Gedanken um die richtigen Fahrwerkseinstellungen und finden nur langsam den richtigen Weg... aber immerhin finden wir ihn! Das erste Zeittraing ist kein Spaß; ich finde keine Linie, und die Superduke scheint sich auch nicht wirklich wohl zu fühlen; am Ende Startplatz fünf – eigentlich ok, aber ich bin unzufrieden. Samstag früh: die Superduke und ich sind ausgeschlafen und bestens auf das zweite Zeittraining vorbereitet, und siehe da: das Grinsen kehrt zurück unter meinen Helm. Auf einmal treffe ich die Linie und auch meine Roadstar-Superduke scheint sich so langsam auf den Kurs eingeschossen zu haben: am Ende Platz 4, das ist ok!
Rennen 1:
Auf Pole steht der Gaststarter Schnieders (wir erinnern uns an die allererste Veranstaltung?!!), auf Platz zwei der derzeitige Seriensieger Thomas Hoemke, auf Drei der Tabellenführer Wendelin Schwendemann und auf vier, ich. Das Feld steht fast komplett innerhalb von nur 3 Sekunden und somit ist klar, daß das hier eine ganz enge Geschichte wird und auch, daß es schwer sein dürfte, in den engen Schikanen zu überholen... hier wird wohl jeder Meter zählen?!
Die Ampel geht aus und Schwende und ich kommen super weg. Hoemke schießt am Ende der Geraden, aufgrund eines extrem optimistisch gewählten Bremspunktes, noch außen an uns vorbei... allerdings auch gleich noch an der Kurveneinfahrt, und so muß er einen weiten Bogen fahren, kann uns aber dennoch in der ersten Runde einholen und sich davon machen – er ist einfach sauschnell und ich kann nicht folgen. Schnieders, der seit ca. 250 Jahren hier herkommt und an dem Rennen auf der Dahlemer Binz teilnimmt, kommt auch noch vorbei, fällt aber einige Runden später aufgrund eines Defekts aus.
Schwende und ich liefern uns eine unterhaltsame und äußerst spannende Schlacht um den so wichtigen zweiten Platz. Immerwieder kommt Schwende vorbei, um dann doch wieder kleine Fehler zu machen, durch die ich stets kontern und in Front gehen kann. Zur Rennmitte gewinne ich endlich die Oberhand und kann mich vor der #53 behaupten. Da mir klar ist, daß ich mich nicht von Schwende freifahren kann, beschließe ich, mit meinen Kräften und dem Material zu haushalten, um für die finalen Runden gut gerüstet zu sein. Immer wieder taucht Schwendes Vorderrad in meinem Augenwinkel auf, doch auch immer wieder schlage ich ihm die Tür zu. Auf der Ziellinie trennen uns bei jeder Runde gerade einmal ein paar Zehntel Sekunden. Ich kann dagegen halten und gehe als Führender unserer kleinen Schlacht in die letzte Runde, fahre Kampflinie und nutze das aufgesparte Potenzial um keinen Meter mehr preis zu geben...
es geht auf, Schwende findet keinen Weg mehr vorbei und ich kann mir hinter Hoemke den zweiten Podestplatz sichern. Schwende also auf Drei, doch das reicht nicht, denn von diesem Moment an bin ich Tabellenführer der Superdukebattle!
Rennen 2: Der Depp setzt das Ding voll in den Sand...!
Wir rollen an die Startlinie, die Luft brennt, die Motoren donnern ein heftiges Konzert in die klare Spätsommerluft der Eifel, die Ampel geht aus, und... meine Superduke auch!
Kein Spaß... das ganze Feld feuert los, nur der Hebisch steht noch da und glaubt an einen schlechten Witz. Keine Ahnung was passiert ist, vielleicht habe ich sie tatsächlich abgewürgt, kann das aber nur schwer glauben. Egal jetzt, ich versuche sie wieder anzulassen, geht aber nicht. Stimmt, ich muß den Leerlauf einlegen, sonst wird das nix... aber den erstmal finden, in dieser „leicht angespannten Situation“. Irgendwie erinnert das ganze ein wenig an den ersten Teil der StarWars-Saga, als der junge Skywalker am Start des so wichtigen Podraces steht und die Turbinen seines Renners versagen... schließlich kommt sein Gefährt aber doch noch in Fahrt und wie es sich für einen echten Jedi-Ritter gehört...
genug, zurück zur Realität! Das Feld ist schon um die Kurve am Ende der Rollbahn gebogen, da springen auch die „Turbinen“ meiner Superduke wieder an und ich schieße los. „Du Volldepp... zwei Stunden Tabellenführer und dann setzt Du das Ding so in den Sand... ein schlechtes Rennen wäre ja noch ok, aber die Meisterschaft wegen einer so dämlichen Nullnummer vergeigen... war ja klar das Dir so was passiert. Du Depp“. Ja, ist schon merkwürdig, wie schnell man, wie viel denken kann...
ich biege um die Kurve und sehe das Feld bereits durch die erste Schikane donnern, Hoemke verschindet schon als kleiner Punkt in der zweiten Schikane. „Na dann wenigstens noch ein paar Punkte holen um zumindest die theoretische Chance um die Meisterschaft zu wahren“ schießt es mir durch den Kopf. Ich drehe übel am Quirl und kann in der ersten Runde schon drei oder vier Fahrer wieder einholen und dann... dann sehe ich am Horizont Schwende, seine Nummer #53 hat er sich in Chrom auf den Rücken seiner Kombi nähen lassen, und genau diese 53 blitzt jetzt unter der strahlenden Sonne. So weit ist er gar nicht weg; gut, uns trennt zwar noch fast das gesamte Feld an Battle-Teilnehmern, aber... so weit ist er gar nicht weg! Das ist dann wohl der Punkt, an dem sich jegliche Gehirnfunktionen abgeschaltet haben und das Nervengeflecht nur noch einen Gedanken kannte: den Weg nach vorn! Und irgendwo da oben, weit über dem Himmel, muß sich jemand entschieden haben, die Gesetze von Physik und Schwerkraft, für mich und für dieses Rennen, außer Kraft zu setzen... ansonsten wäre nicht zu erklären was dann geschieht. Das Feuerwerk, welches ich ab diesem Moment abfackel kann eigentlich nur in einem mehrmonatigen Krankenhausaufenthalt und einer, auf ein Handtaschenformat zusammengeschrotteten Superduke enden... tut es aber nicht!
Mit endlos dickem Hals donnere ich durch's Feld und kenne nur noch einen Gedanken: „ich muß nach vorn“. Nichts und niemand stellt sich mir in den Weg, kein Gegner, keine Physik, kein Schicksal, es gibt nur VOLLGAS. Ich rutsche, drifte, erwische Strohballen mit den Knien, streife in Schräglage mit den Schultern an den Begrenzungshütchen vorbei, ein- zweimal komme ich sogar bis auf die Wiese raus, und hätte ich Zeit gehabt „auf's Maul zu fliegen“, hätte ich das unweigerlich tun müssen... aber ich habe keine Zeit, ich muß Schwende einholen! Nach drei Runden wird mir klar, ich werde mich nach Rennende, sollte ich es überleben, bei einigen meiner Kollegen entschuldigen müssen; ich kann nicht mehr da überholen, wo sich die Gelegenheit dazu bietet, ich MUSS da überholen, wo ich jemanden vor mir habe, und dabei geht es das eine oder andere mal schon sehr eng zu; aber alles ok, niemanden passiert etwas. Nach vier Runden sehe ich Schwende eine halbe Gerade entfernt vor mir – eine Distanz, welche mich in einem „normalen Rennen“ schon darüber nachdenken ließe, mich mit dem dritten Platz abzufinden. Eineinhalb Runden später hänge ich an Schwendes Heck... und er läßt mich vorbei! Lange hätte er mich wahrscheinlich eh nicht aufhalten können und so mach ich mich auf und davon. Hoemke kann ich nicht mehr einholen, obwohl ich später erfahre, daß ich sogar auf ihn noch Boden gutgemacht habe. Am Ende also Platz zwei in diesem unvergesslichen Rennen und ein überglückliches Team triplespeed.
Und auch wenn dieses Rennen extrem unterhaltsam und spektakulär für die vielen Zuschauer war und zudem enormen Lerneffekt für mich offenbarte, habe ich mich entschlossen, am kommenden Wochenende bei den nächsten zwei Rennen in Oschersleben, wieder mit all den anderen Teilnehmern zusammen zu starten!
>> Siegerehrung <<
Ach ja, nebenbei sind wir natürlich noch Tabellenführer, nur hält sich die Freude in Grenzen, denn sollten wir den „Seriensieger“ Hoemke nicht aufhalten, wird er in kürze die Führung übernehmen...
aber mal ehrlich, wer glaubt seit diesem Rennen nicht mehr daran, daß in der Battle einfach alles möglich ist???
Wir jedenfalls tun es!
>> Team triplespeed <<
Bis dahin
Jens #44