14.08.2007
Jens berichtet vom 5. Rennen der SuperDukeBattle im Rahmen der Speedweek in Oschersleben
Schadensbegrenzung
Kein leichtes Wochenende beim 5.Lauf der Superdukebattle im Rahmen der Speedweek 2007
Einige Wochen zuvor konnten wir, dank unseres Freundes Albin Kirchengast im Rahmen seines Team Motobike Trainings (http://www.team-motobike.de/) bereits ausgiebig Trainingskilometer abspulen, und uns somit auf den 5.Lauf der KTM Superdukebattle in Oschersleben vorbereiten.
>> Training mit Team Motobike <<
Trotz all dieser Vorbereitung sollte es ein nicht ganz einfaches Wochenende für uns werden. Im ersten freien Training am Donnerstag morgen bin ich zwar körperlich anwesend, geistig allerdings sitze ich noch irgendwo im nächtlichen Unwetter auf der Autobahn in unserem Transporter, sind wir doch erst mitten in der Nacht angekommen und waren somit gerademal gute 4 Stunden mit dem Sandmännchen auf Schu-bi-Du... ich bin ein wenig kaputt! Dennoch, die Superduke scheint schon fit zu sein und trägt mich in diesem Training bis auf den zweiten Platz vor; allerdings fehlen ein paar schnelle Jungs, wie auch Thomas Hoemke, aktuell Dritter in der Meisterschaft und zur Zeit eindeutig stärkster Battle-Pilot. Hoemke geht hier auch beim 24-Stunden Rennen am Samstag an den Start und hat daher einen Doppeleinsatz. Sicherlich ist das eine doppelte Belastung, aber vor allem ist es auch mindestens doppelt soviel Training, wie wir „normalen“ Battle Piloten zur Verfügung haben; aber auch ohne dieses Training ist er einfach sauschnell – Hoemke war früher übrigens schon in der Deutschen Superbike Meisterschaft am Start und daher auch sehr erfahren im Umgang mit der Gashand!
Zum ersten Zeittraining überlegen wir noch, ob wir uns einen neuen Vorderreifen gönnen, sieht der derzeit montierte doch schon recht mitgenommen aus – wir entscheiden uns, es noch einen Turn mit „der alten Pelle“ zu probieren, um unser kostbares „schwarzes Gold“ aus dem Hause CONTINENTAL für das zweite Zeittraining und vor allem für die Rennen am Freitag aufzusparen – so eine Teamkasse leidet schließlich schon sehr unter einer so langen Saison. Zunächst funktioniert das Teil noch recht ordentlich, doch finde ich bald einen „lustigen Spielkameraden“ auf der Strecke - Markus Claas, Gaststarter, CONTI-Rennsportchef und ehemaliger Rennfahrer – wir zünden ein paar beherzte Runden auf den Asphalt und werden dabei immer zügiger... zu zügig für meinen mittlerweile schon fast in Fetzen aufgearbeiteten Vorderreifen! Ich habe diverse, mehr oder weniger kritische Momente mit Rutschern über die Vorderachse, bis es der Physik schließlich endgültig reicht... mein Vorderrad verabschiedet sich, natürlich samt der kompletten Superduke, die daran hängt! Noch im Abflug ärgere ich mich über den „Sparwahn“ an falscher Stelle und versuche die Duke so sanft wie möglich notzulanden... und es gelingt mir zum Glück auch! Wir finden uns im Staub der Magdeburger Börde wieder. Die Duke hat so gut wie nix abbekommen – danke Duke! - ich hebe sie auf, streiche kurz über die verstaubte rechte Seite, prüfe den Zustand von Mensch und Maschine und fahre wieder zurück auf die Strecke; kurz durch die Box, um Obi zu berichten und dann ab ins Fahrerlager, die Trainingszeit ist eh abgelaufen.
Die Rundenzeiten erweisen sich trotz des Reifenproblems als recht ansprechend. Für das zweite Zeittraining gibt es dann doch noch einen frischen Vorderreifen und wir probieren noch eine Veränderung an unserer Fahrwerkseinstellung, mit der wir allerdings deutlich ins Klo greifen und uns somit auch nicht mehr verbessern können. Am Ende Startplatz 5 (fast schon wie gewohnt!), vor mir in der ersten Reihe stehen drei Gaststarter und auf der Pole, der bereits erwähnte Thomas Hoemke. Der Tabellenführer und mein derzeit ärgster Konkurrent Wendelin Schwendemann steht neben mir auf Platz fünf, im Qualifying eine gute halbe Sekunde langsamer wie ich – eigentlich also alles nach Plan.
>> Abstimmungsarbeit <<
Freitag Mittag, Rennen Nummer 1: da die Zeit hier im Rahmen der Speedweek doch recht begrenzt ist, gibt es bei dieser Veranstaltung für uns kein morgentliches Warm Up und wir müssen direkt ins Rennen – ist zwar schade, aber ja auch für alle gleich! Ich habe wieder einmal einen Granatenstart und komme bis auf Platz zwei vor. Noch im Laufe der ersten beiden Runden kommt die erste Startreihe wieder an mir vorbei und macht sich auf und davon – ich versuche zu folgen, müsste jedoch ein zu großes Risiko eingehen, und in Anbetracht des Meisterschaftsstandes entschließe ich mich, alles daran zu setzen, Schwendelin und den Rest der Verfolger hinter mir zu lassen. Wie böse es sich die Jungs an der Spitze geben, wird klar, als ich den ersten Gaststarter im Kies liegen sehe – es hat Robert Glück, pfeilschneller Reporter der Motorradzeitung „PS“ erwischt – später muß auch der Polesetter Thomas Hoemke noch den Notausgang wählen, kommt aber direkt hinter mir zurück auf die Piste. Wir behaken uns noch eine Runde, doch dann geht er wieder vorbei und macht sich auf an die Spitze. Am Ende also ein ganz sicherer 4.Platz für mich; abzgl. der Gaststarter bedeutet das Punkte für Platz zwei; Hoemke gewinnt und holt die volle Punktzahl und auf Platz 5 geht Wendelin Schwendemann über die Ziellinie. Also wieder alles nach Plan und wieder Punkte gutgemacht, aber auch Hoemke holt in der Meisterschaft immer weiter auf.
>> Vorstart Rennen 2 <<
Rennen zwei an diesem Tag und... es regnet! Obi wechselt die Reifen unserer Road Star Superduke und es geht zum Vorstart. Einige Wochen zuvor konnten wir genau hier an Ort und Stelle bereits einen ganzen Tag im Regen trainieren, und ich hatte Gelegenheit, meine Antipathie hinsichtlich des feuchten Niederschlags ein wenig abzubauen. Es geht in die Startaufstellung und in die Warm Up Lap... fühlt sich gar nicht mal schlecht an. Dann, Ampel aus und Feuer auf allen Kesseln: super Start und schon am Ende der Start/Ziel-Geraden bin ich bis auf Platz zwei „vorgeschwommen“. Die Duke samt Regenabstimmung und den CONTINENTAL Regenreifen geht richtig gut voran und ich kann direkt ein paar Meter zwischen mich und die Verfolger legen... nicht schlecht, macht fast sogar Spaß!
Runde Drei: der Spaß ist irgendwie vorbei? Beim Hinausbeschleunigen auf Start/Ziel fängt mein Hinterrad an, böse durchzudrehen. „Ganz ruhig“ denke ich mir, „mach mal langsam Hebisch!“. Anschließend geht es in die lange Rechts und dann wieder Hahn auf Richtung Hasseröder. „Whaaaaaaahh“... die Hinterhand keilt aus und schlägt mir fett ins Kreuz, der Pneu dreht durch und scheint sich auch nicht wieder einkriegen zu wollen? Dann werde ich überholt, Achim Hagel mit der #39 geht an mir vorbei, ich hole ihn mir wieder, aber nur um beim nächsten Abbiegen auf Start/Ziel wieder einmal mit übelsten Wheelspin den Ritt auf der Kanonenkugel vorzuführen und mit anzuschauen, wie mein Gegner davon zieht. Was ist hier bloß los?? Zunächst glaube ich an eine „zu sehr ausgeprägte Grobmotorik“ meiner rechten Gashand, doch nach und nach wird es immer schlimmer, egal wie vorsichtig ich den V-Zwei auch aufdrehe... und nach und nach werde ich auch mehr von meinen Verfolgern „aufgefressen“. Zunächst kommt Hoemke vorbei, dann auch noch Schwendemann, und ich... ich bin chancenlos und kämpfe ganz klar mit dem Rücken zur Wand. Und schließlich, so um Rennmitte herum wird mir klar, welch blödes Spiel mir hier widerfährt: die Pellen sind einen GANZEN Trainigstag alt und... völlig tot! Scheiß „Sparschlumpf“, warum haben wir uns nicht einen neuen Satz erlaubt?
Ich fahre, nein ich rutsche auf des Messers Schneide um den Kurs und kann den Abstand zu Schwende irgendwie konstant halten, an aufholen ist allerdings nicht zu denken. „Nur nicht noch mehr Boden verlieren schießt es mir durch den Kopf“ und „Whaaaaaaahh“ tritt es mir im nächsten Moment schon wieder ins Kreuz und wieder steht die Duke bei jenseits der „Hundertfuffzich“ komplett quer. Das ist jetzt alles gar kein Spaß mehr!
Zwei Runden vor Schluß scheint sich dann der Himmel noch mehr zu verdunkeln... nein, nicht der Himmel über uns, sondern der über diesem Rennergebnis: Hendrik Ladiges geht an mir vorbei. Hendrik gehört zum breiten, aber durchaus starken Mittelfeld, und das Naß scheint ihm super zu liegen. „Ich darf nicht noch mehr Punkte verlieren, auf keinen Fall...!“ ich hänge mich also an Hendrik's Fersen und versuche irgendwie dran zu bleiben. Auf der Bremse und in den Kurven geht ja noch was, doch beim Beschleunigen bin ich absolut chancenlos und verliere immer mehr an Boden.
Letzte Runde: wir gehen hinaus auf die Gegengerade, ich hänge direkt in Hendrik's Heck, wir beschleunigen, doch ist es mir unmöglich, aufgrund meines völlig zerstörten Hinterreifens, in Schlagdistanz zu kommen, um mich dann auf das Shell-S vorbeizubremsen. Hendrik fährt Kampflinie und ich... ich liebe das Shell-S, ich kann es blind fahren, ich kann es im Regen schnell fahren, und „ich würde es verdammtnochmal wahrscheinlich sogar auf der blanken Felge noch rocken...“ - Hendrik hat keine Chance... und ich meine Einzige! Ausgangs des Shell-S gehe ich innen neben ihn und drücke mich wieder vorbei. In die anschließende, letzte Rechtskurve halte ich die Tür ordentlich zu und auf Start/Ziel schicke ich noch ein paar Gebets-Salven Richtung Himmel, daß der durchdrehende CONTI wenigstens noch bis zur Ziellinie genug Vortrieb erzeugen möge?! Und das tut er auch. Am Ende Platz 5. Schwende wird Vierter, Hoemke Dritter, Rainer Determann zweiter und Achim Hagel geht als Sieger aus dieser Regenschlacht hervor, wobei es auch durchaus die ein oder andere kalt- oder eher naß-verformte Superduke zu bedauern gibt – jedoch blieben die Akteure unverletzt.
>> Lagebesprechung <<
Doch was bedeutet das denn nun für die Meisterschaft? Wie kommentierte Jens Hainbach von WP-Germany, den Fahrwerksspezialisten aus Neutraubling, so passend: „Eigentlich ist nichts passiert.“ Stimmt! Ich habe trotz des leicht verkorksten Regentanzes 2 Punkte auf die Spitze gutmachen können und Thomas Hoemke macht wie gewohnt mächtig Meter. Wenn das ganze so weiter geht, wird die Battle wahrscheinlich erst im Rahmen der letzten Veranstaltung entschieden und das bedeutet Hochspannung bis zur finalen Zielflagge, und bis dahin gilt es immerhin noch mindestens 6 Rennen auszutragen. Auch ist klar, daß sich keiner von uns Dreien einen „Fehltritt“ erlauben darf, dafür ist die Luft an der Spitze nun schon viel zu Dünn geworden. Diese Tatsache und das starke Mittelfeld, welches nur auf einen Fehler der Führenden wartet, verspricht Nervenkitzel bis zum Ende und ich kann nur jedem ans Herz legen, sich die Battle 2007 unbedingt noch einmal live anzuschauen – die nächste Gelegenheit dazu gibt es am 24. und 25. August beim Flugplatzrennen auf der Dahlemer Binz (siehe auch http://www.ktmsuperdukebattle.de/).
Bis dahin, werden wir neuen Mut tanken, den Sparschlumpf am höchsten Regal in Obi's kleiner Werkstatt erhängen, unsere Bausparer auflösen und erneut angreifen, um die Tabellenführung endlich in triplespeed's Hände zu bekommen...
bleibt dabei und drückt uns die Daumen!
Jens # 44
>> Cya <<
An dieser Stelle gilt es auch einmal wieder danke zu sagen: an KTM, daß sie diese großartige Rennserie ins Leben gerufen haben; an STEGA-Racing, die sich bei jeder Veranstaltung so großartig um das „leibliche Wohl“ von Mensch und Maschine sorgen; bei WP-Germany (http://www.wp-germany.com/), die uns und der gesamten Battle bei sämtlichen Fahrwerkssorgen mit Rat und Tat zur Seite stehen (Jens Hainbach ist zudem auch noch eine echte Style-Ikone!); und natürlich dem „Godfather of Schraubenzieher“ (und seit diesem Wochenende auch noch Schweißer-Guru), meinem Mechaniker Obi!!! Danke, danke, danke an all Euch Freaks!
P.S. Eigentlich müsste ich jetzt hier auch noch einige Worte über die Speedweek an sich verlieren, aber das würde zum einen unseren freien Speicherplatz auf dem Server sprengen und zum anderen die Zeit einer Mittagspause überschreiten, welche es bedarf, sich diesen Text reinzuziehen...
nur soviel: Speedweek ist geil und ein Muß für jeden, der auch nur eine einzige Zelle Rennsport im Körper hat (siehe auch http://www.speedweek.de/).