18.07.2007

Jens berichtet vom 4. Rennen der SuperDukeBattle in Assen

Finale Attacke

 

Wie war noch dieser markante Spruch, den ich erst vor wenigen Tagen in einer KTM Werbeanzeige gelesen habe? „Wenn's nicht rockt... isses für'n Arsch“ - und Assen hat gerockt“!

 

>> Assen <<

 

Doch kurz zu den Gegebenheiten dieser vierten KTM Superdukebattle Veranstaltung: wir befinden uns in der kleinen Stadt Assen, im hohen Norden Hollands, auf einer der ältesten Rennstrecken Europas, dem legendären TT Circuit Assen. Ich war vor Jahren schon einmal hier, doch von Streckenkenntnis kann dabei keine Rede mehr sein – der Rundkurs wurde seitdem so oft umgebaut, daß so gut wie nichts von der alten Streckenführung übrig geblieben ist. Nicht weiter wild, schließlich sind die Voraussetzungen ja für alle Battle Teilnehmer die gleichen; für alle? Nein, nicht ganz, Wendelin Schwendemann, mein derzeit ärgster Konkurrent im Kampf um die Meisterschaft und aktueller Tabellenführer nutzt die Gunst der Stunde und reist bereits einen Tag eher an, um an einem freien Training teilzunehmen... irgendwie muß er es geschafft haben, sich an den strengen Geräuschkontrollen hier in Assen vorbei zu mogeln? Aber egal, heulen hilft jetzt auch nix!

 

Assen ist krass, Assen ist heftig und vor allem ist Assen SCHNELL! Der 4,5 Kilometer lange Kurs besteht aus diversen anspruchsvollen Kurvenkombinationen und einigen brutal schnellen Ecken; schnell wird klar: das wird hier seeehr interessant!

 

Das erste Training brauche ich, um erstmal einen halbwegs zügigen Weg über den Kurs zu finden. Im ersten Zeittraining befassen mein Mechaniker Obi und ich uns dann vor allem mit den Themen Fahrwerk und Übersetzung. Nachdem die Zeiten vorliegen, folgt Ernüchterung: 2 Sekunden Rückstand auf Wendelin – Streckenkenntnis ist eben durch nix zu ersetzen?! Aber wir bleiben ruhig und halten an unserem Plan fest, uns nicht um einzelne Rundenzeiten und Startaufstellungen verrückt zu machen, sondern arbeiten weiter daran, ein schnelles Motorrad für die zwei langen, und erwartungsgemäß extrem harten Rennen am Sonntag auf die Räder zu stellen.

 

>> Arbeit <<

 

Im zweiten Zeittraining werde ich noch einmal deutlich schneller und nun trennen mich nur noch 2 Zehntel von Wendelin. Auf der Pole steht ein holländischer Gaststarter – Thema Streckenkenntnis! - auf Platz zwei Thomas Hömke, dann Achim Hagel und Wendelin Schwendemann. Ich darf „nur“ in der zweiten Reihe, auf dem 5. Startplatz parken. Aber kein Problem, schließlich werden Rennen nicht in der Startaufstellung, sondern auf der Ziellinie entschieden – und dazwischen liegen schließlich noch jeweils 12 lange Runden!

 

Sonntag mittag ist es soweit, Start zum ersten Rennen der Superdukebattle hier in Assen. Starten kann ich! In der ersten Rechtskurve Ende Start/Ziel hänge ich bereits am Heck der holländischen Superduke, doch nur eine halbe Runde später geht Thomas Hömke an mir vorbei. Die beiden Führenden beginnen sich abzusetzen und ich versuche so gut wie irgendmöglich zu folgen, doch nach und nach wird der Abstand größer. Das ist zwar schade, doch steht für mich hier ja ganz klar der Kampf um die Meisterschaft im Vordergrund und dazu gilt es als erstes einmal, Wendelin zu schlagen, und vor allem Punkte mitzunehmen – ein Sturz wäre somit also quasi der Supergau. Ich brenne mit konstant schnellen Runden über den Traditionskurs und habe schnell meinen Rhythmus gefunden; dieser wird allerdings zur Mitte des Rennens empfindlich gestört – Schwendemann ist da! Auf der Gegengeraden geht er an mir vorbei, und von nun an entbrennt ein beinharter Zweikampf zwischen dem Tabellenführer und mir. Mehrfach überholen wir uns „auf der letzten Rille“, immerwieder schlägt Schwende mir unnachgiebig die Tür zu, keiner von uns beiden gibt auch nur einen Meter geschenkt – Racing at its best! Meine Stärken liegen ganz klar auf dem letzten Drittel des Kurses – eine extrem schnelle Kurvenkombination, welche in der legendären Schikane direkt vor Start und Ziel endet – hier wurden schon unzählige Rennen spektakulär und nicht selten auch dramatisch entschieden – so manch ein Traum ging hier zu Boden. Ich kämpfe mich wieder vorbei und gehe als Führender unserer kleinen Schlacht in die letzte Runde, doch schon im Omega geht Schwende schon wieder außen rum an mir vorbei; „außen rum“, das ist schon sehr frech?! Ich bleibe direkt an seinem Heck und weiß, wenn, dann muß ich ihn in einer der schnellen letzten Ecken kriegen. Im Fahrerlager kursiert übrigens die Meinung, daß man in diesen Streckenabschnitten „besonders dicke Eier“ bräuchte – ich bin mir allerdings sicher, daß es weniger auf die Anatomie des Fahrers ankommt, als viel mehr auf ein Fahrwerk, welchem man 1000prozentig vertraut, und daß man mit einem gewissen Grad an „innerlicher Überheblichkeit“ gesegnet ist – meinetwegen nennen wir es auch ein >gesundes Selbstvertrauen<. Wie auch immer, meine Zeit kommt: ich hänge in Wendelins Windschatten, wir knallen mit jenseits der 200 kmh-Marke durch die Ecken und dann hinein in die schnelle Linkskurve vor der letzten Schikane. Zunächst versuche ich es innen durch, doch Schwende hält dagegen. Jetzt gibt es nur noch eine Möglichkeit: außenrum mit mehr Schwung auf die Schikane zu. Ich lasse mich also ein wenig nach außen treiben, lasse den Gashahn ein wenig weiter geöffnet, wie all die Runden zuvor. Ich spüre wie mein Vorderrad mit den ansonsten so superklebrigen Continental Race Attacks bestückt immer mehr die Haftung verliert und anfängt auf das Kurvenäußere zu zu driften; „Durchhalten, nur noch eine oder zwei Sekunden!“ schießt es mir durch den Kopf. Der Reifen hält. Wir richten die Maschinen schon fast nebeneinander auf, geben noch einmal für eine Sekunde Vollgas, um dann ganz heftig den Anker zu werfen – mein Gas bleibt wohl für den Bruchteil einer Sekunde länger stehen und ich gehe tatsächlich innen durch; Wendelin versucht zwar noch, mir die Tür zu zu machen, doch zu spät, er hat keine Chance mehr, Die finale Attacke hat funktioniert und ich donnere mit meiner Road Star Superduke als erster über die Ziellinie.

 

Das Rennen gewinnt der „kranke Holländer“, auf Platz zwei läuft Thomas Hömke ein, und ich kann mit dem dritten Platz wertvolle Punkte in der Meisterschaft gut machen.

 

>> Siegerehrung <<

 

Für den zweiten Lauf erwarte ich eine ähnlich dramatische Schlacht, da Wendelin ja schließlich einen ziemlich dicken Hals haben dürfte, doch da sollte ich mich täuschen. Sein Hals mag wohl dick gewesen sein, doch schneller machte es ihn nicht. Nach einem kurzen Fight mit Achim Hagel in den ersten beiden Runden mache ich mich auf und davon; brenne wieder konstant schnelle Runden in den Asphalt und kann mich deutlich von meinen Verfolgern absetzen. Die Spitze allerdings ist an diesem Wochenende einfach einen Tick zu schnell. Am Ende also fast eine Kopie des Ergebnisses aus Lauf eins, mit Ausnahme von Schwende; er muß sogar Hagel ziehen lassen und wird nur Fünfter in diesem Rennen. Unsere ruhige und zielgerichtete Arbeit hat sich gelohnt: 11 Punkte auf die Tabellenführung gut gemacht und nunmehr nur noch 6 Punkte Rückstand auf Schwendemann.

 

Assen rockt!

 

Nun ist Halbzeit und in vier Wochen geht es mit der Superdukebattle nach Oschersleben – im Rahmen der Langstrecken-Weltmeisterschaft dürfen wir dann antreten, um wieder um Punkte und Siege zu kämpfen. Den Termin sollte man sich unbedingt vormerken, denn erstens garantiert die Kulisse der Speedweek bleibende Eindrücke, und zweitens dürften dort ein paar großartige Schlachten ausgetragen werden; und da hier nahezu jeder Fahrer der SDB über ausreichend Streckenkenntnis verfügt, dürfte dies dann wohl auch nicht „spielentscheidend“ sein...

vielleicht dann doch wieder das Thema mit den „dicken Eiern“??

 

Wir verlassen uns dann aber wohl doch lieber wie bisher auf unsere großartige Superduke und unsere Arbeit; was jetzt aber nicht heißt, daß wir nicht...!

 

In diesem Sinne, stay tuned und beste Grüße.

 

            Jens

 

P.S. Wer noch nach der passenden Literatur zur Battle sucht, dem sei ein Besuch am Zeitungsregal nahe gelegt, denn dort liegt seit dem 17. Juli die August-Ausgabe der MO bereit – darin findet sich ein feiner Bericht zur KTM Superdukebattle... viel Spaß also beim Lesen!

 

>> MO – Augustausgabe Nr.8 <<

 

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