15.06.2007

Jens berichtet vom 3. Rennen der SuperDukeBattle - Schleizer Dreieck

Doppelschlag

Zweimal Podest auf der Traditionsstrecke und den Rückstand auf die Spitze verkürzt

 

Für Lauf 5 und 6 der KTM Superdukebattle 2007 finden wir uns auf dem altehrwürdigen Schleizer Dreieck ein – für all diejenigen, bei den jetzt nicht das erhellende „Aaahhh ja“ vor der imaginären Mattscheibe abläuft, seien die äußeren Umstände dieser Geschichte kurz erklärt: Das Schleizer Dreieck ist eine der letzten deutschen Naturrennstrecken – Natur deshalb, weil sie nicht am Reißbrett konstruiert wurde, sondern aus „ganz normalen Straßen“ besteht; Straßen, auf denen sich im normalen Leben täglich Kolonnen von Pendlern ihren Weg zur Arbeit bahnen, ohne Ende LKW's sich über's Land quälen und Bauern unterwegs sind, ihre Felder zu bestellen... im normalen Leben eben, doch ein paar mal im Jahr werden diese Straßen gesperrt, Verkehrsschilder und Begrenzungspfosten entfernt, und unumgängliche Hindernisse mit Strohballen gesichert. Die Streckencharakteristik zeichnet sich wie folgt ab: los geht es auf der, vor wenigen Jahren neu gebauten Start/Zielgeraden – auf dem Verkehrsplan eine Straße durch ein Industriegebiet, welches aktuell aber immernoch aus Feldern und dem ein oder anderen kleinen Tümpel besteht – dann biegt man scharf links ab und es geht auf eine kurvenreiche Berg- und Talbahn auf eine kleine Ortschaft zu. Kurz vor den ersten Häusern dann wieder hart links abbiegen, mitten durch eine uralte Schikane, welche wahrscheinlich seit ihrer Errichtung keinen frischen Asphalt mehr gesehen hat und gespickt ist, mit fiesen Kanten, kleinen Schlaglöchern und jeder Menge Unebenheiten; dann mit Vollgas hinaus auf die ebenfalls recht frisch erneuerte Bundesstraße – das schnellste Stück dieses Kurses bestehend aus zwei Hochgeschwindigkeitskurven. Dann wieder eine Spitzkehre linksrum und zurück auf die Start- und Zielgerade, welche noch einmal, kurz vor der Ziellinie durch eine kleine Schikane unterbrochen wird. Soviel also kurz zur Strecke an sich... die Atmosphäre, der Flair und die unglaubliche Anziehungskraft dieser Strecke auf Fans und Fahrer, ist dagegen nur schwer in Worte zu fassen; an dieser Stelle kann ich nur jedem empfehlen, sich dieses Erlebnis einmal hautnah zu geben... wen danach nicht das Fieber packt, dem kann wohl nur noch mit einem Töpferkurs an der Volkshochschule geholfen werden?!

 

Wir treffen am Donnerstag nachmittag im „Fahrerlager“ ein – Fahrerlager ist eigentlich auch nicht so ganz richtig, da dies alles hier eher etwas von einem Campingplatz hat – also Wiesen, Schotterwege und jede Menge rustikaler Charme. Wir errichten unser Lager, lassen unsere gute und bisher so tapfer rennende KTM Superduke aus dem Transporter und warten der Dinge, die da kommen mögen. Der Freitag ist als kompletter Trainingstag eingebucht und dazu auch dringend notwendig; aufgrund der speziellen Streckencharakteristik bedarf es schon einiger Abstimmungsarbeit am Fahrwerk, um auf diesem Kurs vorne dabei zu sein. Leider wird unsere Arbeit mitte des dritten Trainingsturns unsanft beendet – eine defekte Ölleitung verteilt binnen weniger Sekunden fast den kompletten Schmierstoff auf Motor und Hinterrad, und im nächsten Moment finden die Duke und ich uns auch schon hart aufschlagend auf dem Schleizer Straßenasphalt wieder. Zum Glück passiert dieser Sturz in der alten Schikane und damit an einer der langsamsten Stellen dieses Kurses... einige Meter später wäre es sicherlich nicht mehr so glimpflich ausgegangen. Doch auch so ist das Training vorerst beendet. Erst am späten Nachmittag kommen KTM und damit unsere dringend benötigten Ersatzteile im Fahrerlager an. Obi richtet die Superduke, doch bleibt am Abend lediglich ein Turn, um zu prüfen, ob alles wieder ordnungsgemäß funktioniert, und vor allem, ob unsere schwarze Schönheit ihren Schmierstoff jetzt wieder für sich behält. Aber das tut sie auch, und so können und müssen wir unsere weiteren Abstimmungsarbeiten auf den Samstag verlegen.

 

Auch der Samstag zeigt sich wieder von seiner sommerlichen Seite und läßt uns ordentlich in der Sonne brutzeln. Die Duke zieht im Training tapfer ihre Kreise und wir kommen mit unserem Setup langsam Richtung „Renntauglich“; nur das Vorderrad macht Probleme: 4 bis 5 Runden läuft die Sache gut, doch dann fängt es immer mehr an, über das Vorderrad zu rutschen? Während sich die anderen Battle-Teilnehmer schon damit beschäftigen, während der Zeittrainings die eine oder andere Super-Runde auf den Asphalt zu brennen, um am Rennsonntag möglichst weit vorne zu stehen, konzentrieren wir uns weiter darauf, die Superduke schnell zu machen... und zwar nicht nur für eine Runde, sonder für ein komplettes Rennen. Auf kaum einer Rennstrecke ist es wichtiger, ein Paket zu schnüren, mit dem man konstant schnelle Runden drehen kann, denn auf kaum einer anderen Rennstrecke wird ein Sturz auch härter bestraft, wie auf dieser... ein Abflug auf der Bundesstraße zum Beispiel, würde wahrscheinlich dazu führen, daß man im Nachbarort wieder zur Landung kommt; was dann von Mensch und Maschine übrig bleibt mag ich mir nicht näher ausmalen. Fakt ist, in Schleiz brauch man ein Motorrad und ein Fahrwerk, auf das man sich jede Sekunde da draußen verlassen kann, damit man sich ganz und gar auf diese Strecke konzentrieren kann!

 

>> Schleiz <<

 

Meine Mitstreiter geben mächtig Gas, und natürlich versuche auch ich mir, bei aller Abstimmungsarbeit, eine gute Startposition zu erkämpften, doch am Ende reicht es nur zu einem fünften Startplatz – ich bin ein klein wenig enttäuscht, doch weiß ich, daß das nicht allzuviel zu bedeuten hat – es zählt schließlich erst, wenn die Ampel ausgeht und das Rennen startet. Unser Vorderradproblem bekommen wir zunächst nicht in den Griff; erst nach Rücksprache mit WP-Germany bekommen wir einen Tip, der uns deutlich weiterbringt. Ich will ja nicht sagen, daß diese Herren allwissend sind... doch was uns und unsere Maschine angeht, trafen sie bisher immer ins Tief-Schwarze!

 

Am Sonntag morgen probieren wir also die Ratschläge aus und siehe da, die Superduke rennt – und sie rennt richtig! Mit der WarmUp-Zeit wäre ich am Samstag ohne Probleme in der ersten Reihe gestanden, aber egal, hauptsache wir haben den Wurm noch rechtzeitig gefunden... und platt gemacht!

 

>> Startaufstellung <<

 

Sonntag mittag, 12 Uhr, die Sonne brennt auf uns herab; es ist sprichwörtlich „High Noon“. Gut 25 hochmotivierte Fahrer stehen am Start und lassen die gewaltigen 1000ccm Motoren losbrüllen – wäre ich ein Meter Asphalt, ich hätte spätestens jetzt die Hosen voll und würde mich aus dem Staub machen – aber der Schleizer Asphalt bleibt wo er ist, die Ampel geht aus und der Donner schlägt los – Superdukebatteln ist einfach krass!

 

>> 1.Runde <<

 

Ich habe einen ziemlich guten Start und kann mich bereits auf Platz vier am Ende der Start/Zielgeraden einreihen; vor mir liegt der Drittplatzierte der Meisterschaft Sven Schiron und in meinem Genick, mein ärgster Konkurrent in der Battle Wendelin Schwendemann. An der Spitze macht sich Michael Roth, alias „Bundy“ auf den Weg zu seiner One-Man-Show und in seinem Schlepptau hängt Thomas Hoemke – Hoemke war am Lausitzring noch Gaststarter und kassierte bei seinem Sieg daher keine Punkte, doch nun scheint er auf den Geschmack gekommen zu sein und hat sich fest für die Meisterschaft eingeschrieben, also ein weiterer schneller Mann im Kampf um die Punkte. Ganz dicht hänge ich an der Nummer 20 von Schiron und ich weiß, ich muß vorbei, um den Anschluß zur Spitze nicht gleich zu Beginn des Rennens zu verlieren. Schiron wehrt sich noch ein zweimal gegen meine Attacken, muß mich schließlich jedoch ziehen lassen. Ich mache mich auf die Verfolgung Hoemkes – weiter weg kommt er nicht, aber der Abstand aus den ersten beiden Runden ist einfach nicht aufzuholen, unsere Rundenzeiten ähneln sich teilweise bis auf die Zehntel Sekunde... keine Chance, aber das ist im Moment auch nicht so wild, viel wichtiger ist es, Schwendemann hinter mir in Schach zu halten.

 

>> Faszination Schleiz <<

 

Schwende hängt an mir wie eine Klette; ich drehe mich nicht um, dennoch weiß ich, daß er ganz nah ist; in der einen oder anderen langsamen Ecke kann ich den Donnerschlag seiner Superduke direkt hinter mir hören. Und so fliegen wir um den Kurs: Bundy uneinholbar an der Spitze – überragend was er hier abfackelt, und zum Glück ist er nur Gaststarter,  damit also nicht Punktberechtigt. Thomas Hoemke auf Zwei, dahinter ich auf meiner Road Star Superduke und in meinem Windschatten der Herr Schwendemann. Drei Runden vor Schluß ist es dann soweit, Schwende geht zur Attacke über und bremst sich in der Spitzkehre innen an mir vorbei, aber...

vorbei kommen ist eine Sache, die Linie anschließend halten eine ganz andere; und so muß die 55 einen ganz weiten Bogen fahren und hat damit zu tun, nicht in den Kies hinaus zu kommen; ich gehe sofort wieder innen durch und hole mir meinen dritten Platz zurück. Spätestens jetzt ist mir klar, daß Schwende da ist, und daß er mir diesen Platz nicht kampflos überlassen wird. Weg fahren kann ich nicht, dafür ist auch er zu schnell, also gibt es nur die Möglichkeit die A...backen ordentlich zusammen zu kneifen und kräftig am Kabel zu ziehen... wenn er vorbei will, werde ich es ihm jedenfalls nicht leicht machen! Aber er schafft es nicht, er kann nur folgen und keinen Angriff mehr starten – wahrscheinlich hätte er noch eine finale Attacke in der letzten Runde versucht, doch da wurde das Rennen abgebrochen, da einer der Piloten im hinteren Mittelfeld unsanft zu Boden ging und nicht gefahrlos geborgen werden konnte – somit steht das Ergebnis fest:

Bundy siegt; und zwar beschämend überlegen!

Hoemke fährt auf Platz zwei, und ich rette das Podium; und was noch viel wichtiger ist, ich mache 4 Punkte in der Meisterschaft auf den Führenden Schwendemann gut! Wir sind sehr zufrieden.

 

Zweieinhalb Stunden später – Rennen 2 an diesem Tag. Die Startaufstellung gilt noch aus dem Training, also Startplatz 5 für mich und meine Duke, und ansonsten...

wie beschreibt der KTM-Verantwortliche Klaus Rütter später bei der Siegerehrung das Geschehen so treffend: „Eine Duplizität der Ereignisse...“

Was das Ergebnis angeht, so soll er recht haben, was den Rennverlauf angeht, so sieht das doch ein wenig anders aus: ich habe wieder einen großartigen Start, biege diesmal sogar gleich als Dritter hinter Bundy und Hoemke um die erste Ecke, doch ab da verläuft das Rennen noch besser für mich, wie die erste Battle-Show an diesem Tag. Bundy ist wieder unaufhaltbar, auch Hoemke zündet ordentlich auf, und ich? Ich brenne eine Runde nach der anderen auf den Asphalt, und das ganze mit einer Konstanz und Ruhe, daß ich es selber nicht recht begreifen kann – all die Arbeit an Fahrwerk und Abstimmung haben sich also gelohnt! Während des letzten Renndrittels fangen die Conti-Superkleber langsam, aber kontrolliert, an zu rutschen, und so ziehe ich einen schwarzen Strich nach dem anderen aus den Ecken raus... Rennen fahren ist geil!

 

>> Infight <<

 

Und Schwende? Na klar, er wird in meinem Windschatten hängen, wie bereits im ersten Lauf, oder? Schließlich zeigt die Boxenanzeige die „1“, was bedeutet, daß es in die letzte Runde geht. Jetzt, jetzt also wird sie gleich kommen, die finale Attacke, der lang geplante Angriff von Schwende. Ich fahre Kampflinie, mache mich so breit es nur irgendwie geht. Zum letzten mal durch die Spitzkehre; hier hat er es also nicht versucht, dann also in der letzten Schikane; ich schmeiße den Anker jenseits von gut und böse und biege mit schlingerndem Heck in die Schikane - „nein, das laß ich mir jetzt nicht mehr nehmen“. Es geht raus auf Start/Ziel, ich kann die schwarz-weiß-karierte Flagge schon sehen; ich reiße den Hahn voll auf, trete einen Gang nach dem anderen durch das Getriebe - „wenn dann muß er jetzt aus meinem Windschatten noch was probieren!“; bei Vollgas und in tiefster geduckter Haltung drehe ich mich zur Seite um und schaue auf die Strecke hinter mir, und...

gähnende Leere! Kein Schwende, und auch sonst niemand, ich hab sie gepackt: Platz drei, und da Bundy ja keine Punkte kassiert, wieder 4 Punkte gut gemacht...

 

Schleizer Dreieck: zweimal Platz drei, zweimal die Punkte für Platz zwei und unterm Strich acht Punkte auf die Tabellenspitze, auf Schwendemann aufgeholt! Wir sind überglücklich und stolz auf unsere Arbeit, an diesem eigentlich gar nicht so leichten Wochenende für uns!

 

>> Road Star's <<

 

Die angereiste kleine, aber feine Delegation unseres Händlers Road Star ist ebenfalls glücklich und noch ganz begeistert, vom Abenteuer „Schleizer Dreieck“ und der Vorstellung ihrer Road Star Superduke.

 

Am 14./15. Juli geht die Show weiter, dann im hohen Norden, auf dem legendären TT Circuit im holländischen Assen. Der Kurs bedeutet zwar fast Neuland für mich, doch werden wir versuchen, uns auch dort nicht von Startaufstellungen und Rundenzeiten verrückt machen zu lassen, sondern werden wieder alles daran setzen, unsere Superduke auf den rechten Kurs zu bringen...

denn schließlich zählt es erst, wenn die Ampel ausgeht und das Rennen beginnt!

 

Wir werden wieder berichten und bis dahin, allen eine gute Zeit.

 

            Jens   # 44

 

P.S. Die gigantischen Fahrfotos übrigens, stammen von unserem Freund Andy Glänzel

www.sportpicture.de

...ruhig mal reinschauen, dieser Mann versteht wirklich etwas von seinem Handwerk!!!

 

>> Andy G. <<

 

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